Netzwerken:Vitamin B wie beliebt

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Nettsein sei kontraproduktiv, meint eine Business-Coachin. SZ-Leser sind da völlig anderer Ansicht. Ehrlichkeit und konzentrierte Arbeit halten sie für wichtiger.

Zu "Nettsein ist eine Katastrophe" vom 3. Januar:

Nett ist nicht schleimig

Mit der Erkenntnis "Nettsein ist eine Katastrophe" lehnt sich Business-Coach Monika Scheddin aber weit aus dem schon sprichwörtlichen Fenster. Nettsein ist von ihr negativ besetzt. Dabei bedeutet nett sein: zuvorkommend, gewinnend. Und nicht, wie es in diesem Interview zwischen den Zeilen zu lesen ist, schleimig.

Es kommt beim Netzwerken auf Authentizität an. Schnell ist zu erkennen, ob ein aufrichtiges Bekenntnis zur Netzwerkbildung besteht. Es ist feststellbar an der Art und Weise der Pflege. Und da sind die "üblichen" Geburtstagsgratulationen, entnommen aus der "Kartei", eher kontraproduktiv. Netzwerkpartner zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine kontinuierliche Verbindung haben. Netzwerken nur als Hub zu sehen, wäre in die Zukunft projiziert, fatal, zerstörerisch.

Ob der Wunsch eines "Guten Morgens" ehrlich gemeint ist, ist schnell an der Körpersprache zu erkennen. Und wäre dann wieder nett. Frau Scheddin ist leider nicht auf ein Netzwerk-Aus eingegangen. Das wäre interessant gewesen.

Hans Pütz, Ingolstadt

Nicht jeder braucht Netzwerke

Die Fragen von Angelika Slavik waren genau die richtigen und haben gut illustriert, womit die Beraterbranche gern ihr Geld verdient: Nämlich mit der ewigen Mär vom unverzichtbaren Netzwerken. "Kann man nicht einfach das ganze Beziehungsmanagement sein lassen? - Nein." Doch! Sonst hätte die Coachin, die das bestreitet, heute noch nicht einmal ein Smartphone.

Die klugen Köpfe, die über die Jahrhunderte hinweg das dazu nötige Rüstzeug erfunden haben, verwandten ihre Gedanken nämlich im Allgemeinen nicht auf die fragwürdige und fragile Gunst anderer, sondern blieben mit ihrem Forschergeist voll bei der Sache. Zum Glück!

Hochkonzentrierte, zu Dritten nicht abschweifende Arbeit hat den gleichen Respekt verdient wie die der Beziehungshandwerker. Desinteresse am Netzwerken als Fehler zu diskreditieren, ist insofern schon ziemlich schräg und fantasielos. Aber klar, von den vielen Menschen, denen das Fachliche an ihrer Arbeit wichtiger ist als das Vitamin B, bekommt man halt keine Beraterhonorare.

Gregor Schuster, Peiting

© SZ vom 13.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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