Moscheesteuer:... der werfe den ersten Stein

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Wie kann es sein, dass in Deutschland heute über eine Moscheesteuer analog zur Kirchensteuer diskutiert wird? Diese Frage stellt sich ein Leser. Ein anderer fragt, wer diese Steuer eigentlich zahlen soll.

" Ein guter Anachronismus?" vom 27. Dezember:

Mitten in die christlichsten aller Tage im Jahre, in der sich viele ihrer christlichen Gesinnung erinnern, geht schnell noch einmal eine Meldung über die Sender, die das muslimische Feindbild nicht verblassen lässt. Eine Moscheesteuer hat sich ein ganz Kluger ausgedacht. Was wohl Jesus und der Gott aller auf dieser Welt, einschließlich der Muslime, Juden, die an den einen Gott über ihnen glauben und ihn Herr, Vater, Allah oder anders nennen, darüber denken mag? Wer blickt da auf wen neidvoll und missgünstig? Wie steht es mit den christlichen und katholischen Kirchen in Fragen Finanzierung oder Steuern, die der Staat für sie eintreibt? Alles rechtens und ganz in Ordnung? Wie steht es hierzulande mit der Beteiligung des Staates und der Steuerzahler an kirchlichen Aufgaben? Immer wieder wirft einer den ersten Stein, der das Glasdach über sich sehen sollte.

Roland Winkler, Aue

Kleine Minderheit

Die Idee einer Moscheesteuer ist ein typischer Schnellschuss von Politikern, die in der Sache keine Ahnung haben. Von den geschätzten 4,5 Millionen Muslimen in Deutschland ist nur rund eine halbe Million Mitglied in einem Moscheeverein oder einer vergleichbaren Vereinigung. Nur von diesen könnte eine Moscheesteuer erhoben werden, aber diese Mitglieder zahlen schon jetzt einen Mitgliedsbeitrag, der dann wegfiele. Außerdem haben Muslime insgesamt ein unterdurchschnittliches Einkommen, sodass die Einkünfte der Moscheegemeinden kaum steigen würden. Immerhin macht diese Diskussion eines bewusst: Die Islamverbände melden sich zwar lautstark zu Wort, vertreten aber nur eine kleine Minderheit der Menschen aus dem islamischen Kulturkreis.

Gerhard Rampp, Augsburg

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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