Mariss Jansons:Würdigung eines Dirigenten

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Das Gedenkkonzert zum Tod des Musikers beeindruckte einige Leser. Ein Schreiber hat Programme zu Abo-Konzerten mit Jansons seit 2003 ausgewertet - mit interessanten Ergebnissen.

Mariss Jansons bei einem Auftritt 2016 in Wien. Anfang Dezember vergangenen Jahres war der Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks im Alter von 76 Jahren verstorben. (Foto: AFP)

Zu " Grandiose Wehmut" vom 17. Januar:

Zu dem Beitrag zum Gedenkkonzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks mit Mahlers 2. Sinfonie kann ich jede Zeile nur unterstreichen! Was mir fehlte: die Würdigung des Auditoriums, zunächst bei der Begrüßung des Chores und der Orchestermitglieder (meistens ist nach zwei Minuten Schluss), vor allem die euphorische Begrüßung von Maestro Mehta. Am beeindruckendsten das Verhalten am Schluss: zunächst fast eine Minute pietätvolles Schweigen, dann von mir im Gasteig noch nicht erlebte Ovationen für alle Beteiligten, davon sicher ein Großteil für den verstorbenen und leider auf absehbare Zeit nicht ersetzbaren Maestro Jansons.

Dipl. Physiker Bernd Kunkel, Kirchheim

Der Bericht über das Gedenkkonzert für Mariss Jansons wird dem Gedenken an diesen herausragenden Musiker nicht gerecht. Bei aller Anerkennung der beeindruckenden Leistung von Zubin Metha, ein so monumentales Werk auswendig zu dirigieren, kann ich der Schlussfolgerung, dass so ein faszinierendes Interagieren der Beteiligten nur ohne Partitur möglich ist, nicht folgen. Gerade in einer Würdigung von Mariss Jansons kommt das merkwürdig daher, denn er hat meistens mit Partitur dirigiert, und es kann wohl keiner sagen, dass er keinen sehr intensiven Kontakt mit seinen Musikern hatte. Gegen Ende des Artikels wird Mariss Jansons dann als Traditionalist mit geringem Interesse an neuerer Musik eingestuft, und es schwingt mit, dass dies eine ziemlich überholte Haltung ist. Das finde ich etwas merkwürdig in einem Bericht über das Gedenken an einen Musiker, der uns über 16 Jahre immer wieder wunderbare Musikabende geschenkt hat, sicher auch mit den Stücken aus dem traditionellen Repertoire. Aber dass er nur geringes Interesse an neuerer Musik hatte, ist schlichtweg falsch. Er hat die Musica Viva immer gefördert und noch vor Kurzem ein Konzert in dieser Reihe dirigiert.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, meine gesammelten Programme zu Abo-Konzerten mit Mariss Jansons seit 2003 zu analysieren (man verzeihe einem pensionierten Mathematiker diese Betrachtungsweise): Von den 31 Programmen in dieser Zeit waren sieben "rein" klassisch oder romantisch, das heißt vor 1900 entstanden, dagegen 19, die mindestens ein Werk aus dem 20. oder 21. Jahrhundert enthielten. Die restlichen fünf waren reine Mahler-Programme.

Richard Hadas, München

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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