Cent-Münzen:Umstrittenes Kleinstgeld

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Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Aber Ein- und Zwei-Cent-Münzen? Viele Leser hätten kein Problem mit einer Abschaffung, einer warnt vor einer Aufrundung der Preise, ein anderer fragt nach gesetzlichen Zahlungsmitteln der Zukunft.

Zu " Eins, zwei, vorbei?" und " Kleinvieh ist Mist" vom 29. Januar:

Rost in der Waschmaschine

Hoffentlich werden die Ein- und Zwei-Cent-Münzen endlich abgeschafft. Deutschland war seinerzeit dagegen. Fürchtete einen Inflationsschub, über den sich unsere Regierung vermutlich heute freuen würde. Die umstrittenen kleinen Coins fallen dauernd aus der Geldbörse, beschweren diese wie Blei, klimpern und rosten in der Waschmaschine. Viele Verbraucher fühlen sich von den Komma-99-Preisen der Handelsketten auf den Arm genommen. Bei den Tankstellen würde die offensichtliche Verarschung wegfallen. Die BRD könnte aufgrund entfallender Material- und Prägekosten die gesparten Steuergelder in Bildung, Infrastruktur und Forschung investieren. Also: Weg mit dem Klimpergeld. Übrigens gab es zu Zeiten der Lira mangels Kleingeld eine Bonbon-Währung. Freute die Kinder.

Norbert Kemp, Regenstauf

Schwellenpreise täuschen

Im Plädoyer von Jan Schmidbauer für die Abschaffung der Cent-Münzen ("Kleinvieh ist Mist") vermisse ich einen wichtigen Aspekt. Die Probleme mit dem Wechselgeld an der Kasse werden doch zunächst von den Unternehmen und Handelskonzernen verursacht. Warum gibt es immer weniger runde Preise? Selbst bei den Buchverlagen, wo man annehmen könnte, vernünftige Leute wirken an der Preisgestaltung mit, gibt es jetzt diese unsinnigen Preise. Wenn ich nach reiflicher Überlegung beabsichtige, ein bestimmtes Buch zu kaufen, kaufe ich es dann eher, weil es 19,99 Euro statt 20 Euro kostet?

Man hat den Eindruck, die Verantwortlichen für die Preisfestsetzung von Waren sind der Ansicht, die Verbraucher sind alle so schwachsinnig und merken diese Täuschung nicht, die man ihnen zumutet. Vielleicht sollten die Betreffenden sich mal ab und zu mit Verkäufern an der Kasse und mit Kunden unterhalten, um zu hören, was diese von dem Unsinn halten.

Wolfgang E. Schaefer, Altleiningen

Sonderweg für Deutschland

Mir ist nicht erklärlich, warum Sie sich für die Abschaffung der Kleinmünzen starkmachen. Uns Deutschen kann es doch egal sein, ob andere Euro-Zonen-Länder diese schon abgeschafft haben. Als stolzes den Euro nutzendes 81-Millionen-Volk haben wir einen völkergewohnheitsrechtlichen Anspruch darauf, dass unsere Nachbarn den altbekannten deutschen Sonderweg respektieren, auch wenn er sich in einer durch den Einzelhandel kräftig geförderten Marotte äußert: Der Kürzung des in vollen Ein-Euro-, Zehn-Euro-, 100-Euro- oder sogar 1000-Euro-Beträgen errechneten Preises um einen Cent. Wenn man hier irgendwelche Erleichterungen schaffen will, wäre es doch angebracht, nur für die Deutschen eine 99-Cent-Münze, einen 9,99-Euro-Schein und insbesondere für die Preisgestaltungsinteressen der Verkäufer von Pkws der gehobenen und höheren Klassen einen 990-Euro-Schein auszugeben (sozialwissenschaftlich interessant wäre in diesem Zusammenhang die Mentalität von Käufern solcher Autos, die diesen Unsinn ja mittragen). Zu dem Vorschlag, mit dem 19-Prozent-Umsatzsteuer-Unsinn endlich durch Aufrundung auf 20 Prozent Schluss zu machen, will ich mich lieber nicht ausführlich äußern!

Norbert Urban, Blomberg

Briefmarken gegen Cent-Münzen

In dem Kommentar zur Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen steht, dass Leute, die im Supermarkt ihren "Kupferschmarrn" loswerden wollen, dabei andere wegen ihrer Zählerei warten lassen.

Ich habe dieses Problem mithilfe der Deutschen Post gelöst. Deren Automaten geben klaglos für eine größere Menge Kupfergeld handliche Briefmarken zurück, und wenn man solche Käufe abends macht und nicht zu den üblichen Stoßzeiten, behindert man noch nicht einmal seine Mitmenschen mit Geldzählen.

Carsten Vogt, Bergisch Gladbach

Wer schenkt wem den Cent?

Kleingeld im Supermarkt: Wenn die Kunden nicht nach Ein- oder Zwei-Cent-Münzen kramen, dann eben nach Fünf-Cent-Münzen. Wo ist der Unterschied? Die Abschaffung der Kleinmünzen bringt so gesehen keinen Vorteil. Eine Abschaffung der (teuren) Ein-Cent-Münzen wäre durchaus wünschenswert, es änderte sich nichts. Denn mit den Zwei- und Fünf-Cent-Münzen kann man jeden Preis darstellen, auch Preise, die auf neun Cent enden. Es gäbe nur einen Konflikt: Wenn ich einen Preis zahlen müsste, der auf neun Cent endet (beispielsweise 99 Cent) und ich habe nur einen Euro dabei und keinerlei andere Zahlungsmittel - oder eben 9,99 Euro und einen Zehn-Euro-Schein. Wer schenkt dann wem einen Cent?

Zum Thema Bargeldabschaffung allgemein: Banknoten sind gesetzliches Zahlungsmittel, das jeder Gläubiger zur Begleichung einer Schuld in unbegrenzter Höhe annehmen muss. Bei Münzen gibt es eine Grenze. Dieses Gesetz der Bundesbank müsste erst mal abgeschafft werden (§ 14 Abs. 1 Satz 2 BBankG). Und was ist dann das gesetzliche Zahlungsmittel? Das Handy? Die Kreditkarte? Das ist meines Erachtens noch vollkommen unausgegoren.

Martin Korsch, München

© SZ vom 18.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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