Briefkastenfirmen:Steuern sparen und allen schaden

Was nun aus Münchens Umland zu erfahren ist, hätte man früher nur in weiter Ferne verortet. Die Politik muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Steuertrickserei zu lange zugelassen zu haben.

"Nur der Briefkasten glänzt" vom 10. März:

Wie schön war es, als man sich noch über die Steuerhinterzieher und - vermeider in fernen Ländern der Karibik entrüsten konnte. Und plötzlich sitzen sie vor der Haustüre. So schlau war man in Bayern allemal, dass man wusste, wie man mit Hilfe willfähriger Politiker Steuern auch hier sparen kann. Liest man den SZ-Bericht, so klingt der Satz wie Hohn: "Die Bekämpfung von Steuerhinterziehung und -vermeidung ist der Staatsregierung seit jeher ein sehr wichtiges Anliegen." Dabei schaut der Gesetzgeber zu, wie clevere Unternehmer im Umland einen Briefkasten an die Haustüre nageln - und schon bezahlt er nur die Hälfte der in München fälligen Gewerbesteuer. Besonders unerfreulich ist die Tatsache, dass der hier vorgestellte Fall eines prominenten Bauunternehmers nur einer von zahlreichen ähnlich gelagerten Fällen ist. Dabei ist es die Großstadt München, die für namhafte Firmen nicht nur ihren Namen gibt, sondern wo deren Mitarbeiter und Kunden die gesamte Infrastruktur nutzen - von den Verkehrsbetrieben, Bildungsstätten, Sozialeinrichtungen bis zu den Kulturstätten.

Heinrich Mahr, München

© SZ vom 05.04.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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