Bergrettung:Demut statt Feilscherei

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Der Fall eines Anwaltes, der in Bergnot geborgen wurde und hernach die hohen Kosten der Aktion reklamierte, regt einige Leser auf. 2000 Euro können für manche viel Geld sein, aber es ist wenig für ein Menschenleben, so der Tenor der Zuschriften.

Zu " Retten, aber billig" vom 13. Mai:

Ich bin entsetzt. Da begibt sich ein Anwalt - wie ich der Presse entnehme - im Februar mit Begleitung auf eine winterliche Bergtour. Das Wetter ist nicht ideal, die Lawinenlage wird als gefährlich eingestuft. Eine Top-Ausrüstung und ein Handy sind für diesen Mann sicher kein Problem. Wichtiger wären aber der Wille und vor allem die Fähigkeit, Wetter, Lawinengefahr und Gelände richtig zu beurteilen. Aber das ist unwichtig, den per Handy hat man ja sofort die Bergrettung. Diese Männer steigen nach gründlicher Beurteilung der Lage durch den erfahrenen Leiter der Bergwacht bei Dunkelheit auf. Die völlig orientierungslosen Bergwanderer werden versorgt und gerettet. Die für einen Anwalt lächerliche Rechnung von 2261 Euro will dieser nun nicht bezahlen. Für meine Lebensrettung hätte ich den gleichen Betrag noch einmal draufgelegt ...

Schlimmer aber ist die Dreistigkeit dieses offensichtlich kenntnislosen Bergwanderers, die Einsatzentscheidung des Bergwachtleiters zu beurteilen, und ihm vorzuwerfen, zu viel Personal eingesetzt zu haben, womit die für ihn zu hohen Kosten entstanden seien. Liebe Bergwacht, arbeitet doch bitte auf Vorkasse mit einer hohen Pauschale, und stellt solchen Leuten danach die tatsächlichen Gesamtkosten in Rechnung. Der Anwalt hat sicher eine App auf seinem Handy, mit welcher er den Betrag der Vorkasse überweisen kann. Ansonsten darf er bei dem Wetter eine Nacht im Gebirge verbringen. Das macht einsichtig und bewirkt Demut vor der Natur und den Helfern. Bei fehlender Mobilfunk-Verbindung muss sich bei solchen Leuten die Landesregierung sicher demnächst auf eine Klage wegen unterlassener Netzversorgung einstellen.

Gerhard Brandt,Ingenried

Wanderung am Rotgüldensee, Österreich: Ich rutsche aus und breche mir den Fuß. Innerhalb einer Sekunde wird aus mir ein hilfsbedürftiger Mensch, der am Weg liegt und nicht mehr weiterkann. Die ehrenamtliche Bergrettung kommt mit fünf Personen und trägt mich runter bis zur Hütte - und das an einem Mittwochmittag. Ich bin den Männern noch immer dankbar. Die Kosten für den Einsatz ließen sich hinterher regeln, waren für mich aber nebensächlich. Dass die Bergrettung Geld kostet, ist selbstverständlich und nicht verhandelbar.

Benedikt Loheide, Greven/Westfalen

So eine Haltung, wie sie der Augsburger Anwalt hier mit seiner Anzeige wegen zu teurer Rechnung gezeigt hat, kann mich aufregen: Ausgerechnet ein Mann, der, bequem am Schreibtisch sitzend, für das Schreiben eines einzigen Briefes wahrscheinlich 100 oder 130 Euro kassiert, ausgerechnet der muss sich beschweren, wenn mehrere Einsatzkräfte stundenlang unterwegs sind, um ihn aus Bergnot zu retten, und die Rechnung dafür die 2000 Euro nur knapp überschreitet.

Michael Kubik, Berlin

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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