Zwischenfrage:Warum fördern Sie Elite, Herr Zehetmair?

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Bayern will besonders qualifizierte Studenten eigens fördern. Wissenschaftsminister Hans Zehetmair über das Elite-Programm.

(SZ vom 13.5.2003) Mit einem bundesweit einmaligen Elitenetzwerk will Bayern hochqualifizierte Studenten und Doktoranden fördern. Vom kommendem Sommersemester an sollen Elitestudiengänge und Doktorandenkollegs an den Universitäten eingerichtet werden. Wissenschaftsminister Hans Zehetmair (CSU) hofft dadurch, herausragenden Nachwuchs aus dem In- und Ausland anzuwerben.

Hans Zehetmair (Foto: dpa)

SZ: Warum macht Bayern seine eigene Eliteförderung?

Zehetmair: In der Entstehungsphase wurde immer wieder die Frage aufgeworfen, ob man eine bestimmte Eliteakademie oder Universität gründen soll. Die global players der deutschen Wirtschaft haben ja auch eine so genannte european school of management and technology in Berlin gegründet, die aber ihren Betrieb noch nicht aufgenommen hat. Wir wollen aber einen eigenen Weg gehen. Unsere Initiative beschränkt sich nicht nur auf München, sondern berücksichtigt den Flächenstaat Bayern. Wir werden die verschiedenen Knotenpunkte, die wir in der guten Hochschullandschaft Bayerns zweifellos schon haben, vernetzen.

SZ Gibt es nicht schon Stiftungen?

Zehetmair: Was es bisher gibt, hat eine andere Philosophie. Dort geht es darum, Leute individuell zu fördern. Wir institutionalisieren ein Angebot, für das sich 2000 Studenten und 120 Doktoranden bewerben können. Jeder ist willkommen. Es gibt keine Quoten. Die Qualifiziertesten werden genommen und erhalten beste Betreuung.

SZ Wird das Betreuungsverhältnis wie an Spitzenuniversitäten sein, also ein Professor auf zehn Studenten?

Zehetmair: Genau kann ich das noch nicht sagen. Aber in diese Richtung wird der Betreuungsparameter gehen. Jedenfalls wird er viel besser sein als sonst an deutschen Hochschulen üblich.

SZ Gerade darüber ist die bayerische Opposition nicht sehr begeistert. Sie meint, zusätzliche Finanzspritzen sollten allen Studenten zugute kommen.

Zehetmair: Niemand hat nur annähernd das Geld, die Betreuungssituation für alle Studenten an den deutschen Hochschulen maßgeblich zu verbessern. Wir müssen aber mit so guten Betreuungsparametern wie in Stanford, Oxford oder Yale auch konkurrieren, können und wollen aber nicht pro Semester 40.000 Euro verlangen. Deshalb sehen wir mit einem solchen Spitzenangebot die Chance, doch international in der ersten Reihe zu sitzen.

SZ Auch Bayern geht es nicht so gut. Woher haben Sie das Geld genommen?

Zehetmair: Das Geld haben wir aus dem Wegfall von Arbeitsfreistellungen bei Beamten. Das setzte mehr als 300 Planstellen, die uns komplett zur Verfügung gestellt wurden.

SZ Ist die Finanzierung auch gesichert? Die Opposition zweifelt daran.

Zehetmair: Ich gebe keine Regierungserklärung ab und sage dann, das war reine Deklamation. Die Finanzierung steht für fünf Jahre mit 14 Millionen Euro. Sieben Millionen Euro davon sollen von der Wirtschaft kommen.

SZ Bayern will Elitenachwuchs für die Wirtschaft und die Hochschulen fördern. Auf welche Stellen sollen sich die fertigen Wissenschaftler dann bewerben. Auf Assistentenstellen oder die Juniorprofessur, die Sie doch ablehnen?

Zehetmair: In der Wissenschaft wird es sowohl die Juniorprofessur als auch die Habilitation geben, wenn wir uns denn vor Gericht durchsetzen.

Interview: Christine Burtscheidt

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