Zahl der Studienanfänger steigt:Die Rückkehr der Ingenieure

Lesezeit: 1 min

Hochschulen verzeichnen wieder mehr Zulauf - vor allem die Ingenieurwissenschaften. In einigen Fächern ist die Zahl der Studienanfänger sogar um 16 Prozent gestiegen.

Tanjev Schultz

Die Zahl der Studienanfänger in Deutschland steigt, vor allem in den Ingenieurwissenschaften verzeichnen die Hochschulen Zulauf. Wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte, gab es im vergangenen Wintersemester 313.500 Studienanfänger, sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor. In den Ingenieurwissenschaften lag der Zugewinn bei neun Prozent, die Fächer Maschinenbau, Raumplanung und Bauingenieurwesen erreichten sogar Zuwachsraten zwischen elf und 16 Prozent. Bundesbildungsministerin Annette Schavan zeigte sich erfreut über die Entwicklung. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte die CDU-Politikerin.

An deutschen Hochschulen, wie hier an der TU München, werden wieder mehr Ingenieure ausgebildet. (Foto: Foto: AP)

Vertreter der Industrie klagen seit Jahren über einen Mangel an Fachkräften. Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt, dass bundesweit mehr als 90.000 Ingenieure fehlen. In der vorigen Woche zeigte eine Studie der OECD, dass in Deutschland weniger Akademiker ausgebildet werden als in anderen Industriestaaten. Die große Koalition hat sich das Ziel gesetzt, den Anteil der Studienanfänger in einem Jahrgang auf 40 Prozent zu bringen. Derzeit liegt dieser Wert nur bei 37 Prozent, während er vor fünf Jahren schon einmal 39 Prozent betrug.

Viele Abiturienten sind (zunächst) gegen ein Studium

Trotz der Zugewinne an den Hochschulen hat sich im vergangenen Jahr die Schere zwischen der Zahl der Abiturienten und der Zahl der Studienanfänger weiter geöffnet. Offenbar entscheiden sich viele Abiturienten (zunächst) gegen ein Studium, oder sie bekommen keinen Studienplatz. Die Kultusminister erwarten, dass die Zahl der Studienbewerber in den kommenden Jahren schon aus demographischen Gründen stark steigen wird. Sie rechnen mit jährlich bis zu 450.000 Studienanfängern.

Nach dem Jahr 2020 soll die Zahl der Studenten wegen der immer weniger werdenden Schüler wieder zurückgehen. Die Bundesregierung und die Länder wollen in den kommenden Wochen über milliardenschwere Investitionen verhandeln, um den Ansturm der kommenden Jahre zu bewältigen. Entsprechende Pläne sind auch Thema auf dem Bildungsgipfel mit Kanzlerin Angela Merkel im Oktober. Dort wollen Bund und Länder sich verpflichten, Anreize für zusätzliche Studienanfänger in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern zu setzen.

Die Aufmerksamkeit richtet sich dabei zunehmend bereits auf Kindergärten und Schulen. Am Montag eröffnete der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) in Gladbeck eines von insgesamt 25 geplanten Zentren, die für eine Region oder Stadt modernen Technikunterricht anbieten sollen. In Gladbeck sollen Jugendliche verschiedener Schulen beispielsweise selbständig Sicherheits- und Alarmsysteme entwickeln.

© SZ vom 16.09.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: