Wegweiser:Wie man den richtigen Arzt findet

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Worauf Patienten achten können.

Von Nicola Holzapfel

24 Stunden später und Verena Maus* wäre tot gewesen. Mehrere Ärzte hatten eine Blinddarmentzündung nicht erkannt. Als sie schließlich auf dem OP-Tisch lag, hatte sie schon einen eitrigen Abszess im Bauch, der Blinddarm war durchgebrochen. Zu der Zeit hatte sie eine Odyssee von fünf Tage hinter sich. Mehrere Notärzte und auch ein Internist, bei dem sie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zur ambulanten Behandlung im Krankenhaus war, hatten die falsche Diagnose gestellt: Harnwegsinfektion. Erst der sechste Arzt, ihre Frauenärztin, hatte ihre Blutwerte ins Labor geschickt und dadurch den Ernst der Lage erkannt.

Der richtige Arzt: Auch der Weg ins Internet hilft bei der Suche. (Foto: Foto: photodisc)

Es sind Geschichten wie diese, die Patienten ängstlich und vorsichtig machen. 40.000 Beschwerden über mögliche Behandlungsfehler gehen jedes Jahr beim medizinischen Dienst der Krankenkassen ein. Etwa 12.000 bestätigen sich. Auch Verena Maus hat sich beschwert und Recht bekommen. "Ich wollte, dass der Arzt beim nächsten Mal mehr aufpasst. Er hat mich und meine Schmerzen nicht Ernst genommen", sagt die 34-Jährige.

Fehlervorwürfe von Patienten richten sich häufiger gegen Krankenhausärzte. "Bei niedergelassenen Ärzten sind Behandlungsfehler nicht so das Problem", sagt Emmeram Raßhofer vom Münchner Gesundheitsladen. Aber Ernst genommen und gut behandelt werden, will jeder Patient, der einen Arzt aufsucht. "Viele, die bei uns anrufen, wollen wissen, wie man einen guten Arzt findet", sagt Raßhofer. "Es gibt ein paar Überlegungen und Beobachtungen, die man vor, während und nach dem Arztbesuch stellen sollte.

Zum Beispiel: Was für einen Eindruck habe ich, wenn ich die Praxis betrete. Wie begegnen mir die Sprechstundenhilfen? Muss ich lange warten? Wie viel Zeit nimmt sich der Arzt für mich und klärt er mich auf?", sagt Raßhofer.

Die Patientenstellen veröffentlichen auch Broschüren über die Pflichte von Ärzten und die Rechte von Patienten. Auch auf den Internetseiten gesundheitsreform.de des Bundesgesundheitsministeriums gibt es Tipps für den Arztbesuch. Die richtigen Quellen

Bei der Suche nach dem richtigen Arzt kommen Patienten auch im Internet weiter. Unter www.arzt.de, einem Angebot der Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen, können Patienten online nach einem Arzt suchen. Hier sind die Ärzte nach Fachgebiet und Region abrufbar. Die Seite linkt auch weiter zu den Fachgesellschaften, also beispielsweise zum Verband der Hausärzte oder dem Verein Homöopathischer Ärzte.

"Es gibt inzwischen viele Homepages, auf denen Ärzte auf ihre besonderen Tätigkeitsschwerpunkte und Fähigkeiten hinweisen", sagt Hans-Jörg Freese von der Bundesärztekammer. "Das Bundesverfassungsgericht hat mit seinen Urteilen das Werbeverbot für Ärzte gelockert und ihre Möglichkeiten zu sachlicher Information erweitert."

Freese zählt dazu auch die Möglichkeit, den Patienten gegenüber die eigenen Fortbildungen zu dokumentieren. Seit Januar 2004 sind Ärzte verpflichtet sich fortzubilden und müssen das auch nachweisen. Aber schon zuvor haben die Ärztekammern Fortbildungszertifikate auf freiwilliger Basis angeboten.

"Seitens der Ärzte ist das auf großen Zuspruch gestoßen. Viele haben Zertifikate erworben, um ihre Fortbildungen auch gegenüber ihren Patienten zu zeigen." Raßhofer ist gegenüber den Zertifikaten skeptisch. "Es ist nicht automatisch der Arzt am besten, der an seinem Praxiseingang mit möglichst vielen Zertifikaten wirbt", sagt der Patientenvertreter.

Wer sich nach dem Arztbesuch noch einmal selbst über sein Krankheitsbild informieren will, muss aufpassen, auf welchen Seiten er surft. "Es gibt im Internet viele medizinische Infos für Laien, die nicht unbedingt verlässlich sind", sagt Freese von der Bundesärztekammer.

Eine zuverlässige Quelle ist dagegen www.patienten-information.de des "Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin". "Alle Informationen, die hier angeboten werden, sind qualifiziert und zertifiziert", sagt Freese. Außerdem gibt es einen Leitfaden, wie Laien die Qualität von Informationen selbst einschätzen können. Auch eine Checkliste für den Arztbesuch fehlt nicht. Schließlich bleibt auch der bestinformierte Laie letztlich ein Patient, der einen guten Arzt sucht.

*Name von der Redaktion geändert.

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