Verlorene Jahre:Der lange Weg zur Förderung

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Die Idee zu Spitzen-Unis entstand schon im Jahr 2004. Bis heute provoziert vor allem das Wort "Elite" großen Widerspruch.

Tanjev Schultz

Es war der Bruch eines Tabus, den SPD-Politiker im Januar 2004 begingen. Elite, Exzellenz, Spitzenuni - solche Vokabeln war man in Deutschland nicht gewohnt, schon gar nicht aus dem Mund von Sozialdemokraten. Doch nun forderte der damalige SPD-Generalsekretär Olaf Scholz, nach neuen Wegen zu suchen, um mit den Unis im Ausland mithalten zu können.

Die TU München zählt zu den Elite-Unis in Deutschland. (Foto: Foto: dpa)

Zumindest eine deutsche Universität müsse an die internationale Spitze gebracht werden. Bis zu zehn könnten es schaffen, legte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn nach. Viele Diskussionen später startete die Exzellenzinitiative.

Vor allem das Wort "Elite" provozierte Widerspruch. Peer Steinbrück, damals Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, wandte sich scharf gegen den Ausdruck. Es werde der Eindruck erweckt, "als ob wir eine Art Zweiklassen-Universitätssystem einführen wollen", sagte Steinbrück damals.

Forschungsvorhaben und Graduiertenschulen

Er nahm eine Kritik vorweg, die unzufriedene Professoren auch derzeit an dem Wettbewerb üben. Mit Rückendeckung des Bundeskanzlers Gerhard Schröder entwarf Bulmahn jedoch sehr schnell ein Förderprogramm mit dem unglücklichen Titel "Brain up! Deutschland sucht seine Spitzenuniversitäten".

Nach Bulmahns Plänen sollten Gutachter zunächst zehn deutsche Hochschulen auswählen und in einer zweiten Runde drei bis fünf von ihnen zu "Spitzenuniversitäten" küren. Um noch mehr Hochschulen stärker fördern zu können, wurde das Konzept später verändert und um zusätzliche Förderkriterien (große Forschungsvorhaben und Graduiertenschulen) erweitert.

Monatelang rang Bulmahn mit den Bundesländern um eine Einigung. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) blockierte die Initiative lange Zeit, weil er eine Einflussnahme des Bundes auf die Hochschulpolitik abwehren wollte.

Erst nach "anderthalb verlorenen Jahren" (so der damalige Chef der Hochschulrektoren, Peter Gaehtgens) besiegelten Bund und Länder im Sommer 2005 ihre Exzellenzinitiative. Der Begriff Elite wird seitdem zwar oft benutzt. In den offiziellen Dokumenten der Exzellenzinitiative steht er aber nicht.

© SZ vom 17.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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