Uni-Rankings:"US-Hochschulen sind Markenartikel"

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Die Karriereplanung fängt schon bei der Wahl der richtigen Uni an. Können Rankings bei der Entscheidung helfen?

Christine Demmer

Woher wissen Abiturienten, welche Universität die richtige für sie ist? Vor allem, wenn man ins Auge fasst, einen Teil der Studienzeit im Ausland zu verbringen? Helfen Hochschul-Rankings? Nur bedingt, meint Karlheinz Schwuchow, Professor für Internationales Management an der Hochschule Bremen.

Karlheinz Schwuchow ist Professor für internationales Management. (Foto: Foto: privat)

SZ: Ich will ein bestimmtes Fach studieren, egal wo, aber an einer herausragenden Fakultät, gerne auch im Ausland. Wie finde ich die Universität, die auf meinem Gebiet zur Weltspitze gehört?

Schwuchow: Es gibt allgemeine Hochschul-Rankings, zum Beispiel von der britischen Times, fachspezifische Rankings wie für die Business Schools von Financial Times und Business Week sowie länderspezifische Rankings, etwa für Asien oder Lateinamerika. Die Herausforderung besteht darin, all diese Informationen zu sichten und zu selektieren.

SZ: Soll ich meine Entscheidung überhaupt von der Platzierung in einem Ranking abhängig machen?

Schwuchow: Rankings bieten die Möglichkeit einer Vorauswahl und helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Daher sollte man ihnen im Sinne der eigenen Positionierung bei der Hochschulwahl Beachtung schenken. Allerdings muss man auch sehen, dass Rankings eher generelle Informationen liefern.

SZ: Gibt es eine Möglichkeit, die Äpfel-mit-Birnen-Vergleichsproblematik auszuräumen?

Schwuchow: Man sollte sich über die eigenen Ausbildungsziele und persönlichen Kriterien im Klaren sein und versuchen, die Rankings vor diesem Hintergrund zu durchleuchten. Rankings sind immer das Ergebnis einer Addition und Gewichtung unterschiedlichster Kriterien. In einem Fall spielt Internationalität eine große Rolle, in einem anderen Fall Praxisorientierung.

SZ: Kann man, wenn eine Hochschule in allen Rankings stets ganz vorne liegt, blind darauf schließen, dass dies auch für die Lehre und Forschung in meiner Studienrichtung zutrifft?

Schwuchow: Nein, denn bestimmte Lehrstühle und Spezialisierungen gehen regelmäßig in der Flut allgemeiner Informationen unter. Hier sind es Berufsverbände oder Wissenschaftsvereinigungen, die spezielle Informationen anbieten.

SZ: Nach ein paar Semestern weiß ich, wo die hellsten Köpfe meiner Disziplin sitzen. Aber wie finde ich das als Studienanfänger heraus?

Schwuchow: Nachdem man sein persönliches Hochschul-Ranking aufgestellt hat, sollte man sich, wenn irgend möglich, seine Favoriten persönlich anschauen. Letztlich ist die Studienentscheidung eine Festlegung für mehrere Jahre, mit lebenslangen Konsequenzen. Auch Gespräche mit Studenten, Absolventen und Dozenten sind hilfreich.

SZ: Auf den vordersten Plätzen der Rankings rangieren seit Jahren immer dieselben Hochschulen. Weil die einfach gut sind - oder weil man sich daran gewöhnt hat, sie einfach gut zu finden?

Schwuchow: Es ist teilweise erstaunlich, welche Ressourcen Hochschulen in die Optimierung ihrer Ranking-Position investieren. Da werden Absolventen gebrieft, Studiengänge unter Aspekten der Ranking-Optimierung neu konzipiert. Am Ende gibt es eine Reihe von "Stammspielern", gegen die andere es schwer haben. Nicht zuletzt auch, weil es gerade die US-amerikanischen Wirtschaftshochschulen geschafft haben, sich als Markenartikel zu etablieren. Diese Marken glänzen nach außen, auch wenn es im Kern vielleicht schon gärt.

SZ: Wo keimen künftige Champions?

Schwuchow: Es ist beachtlich, mit welcher Dynamik sich die Hochschullandschaft in einigen Schwellenländern entwickelt - sei es in China, aber auch in Indien und Lateinamerika. Hier gibt es, um bei den Wirtschaftsschulen zu bleiben, Unis, die bereits international präsent sind, und viele, die wirklich interessante Studienmöglichkeiten bieten. So zählt das Indian Institute of Management in Bangalore zweifelsohne zur Weltspitze, aber auch das Indian Institute of Technology Madras in Chennai stellt mit seiner neuen Business School eine interessante Hochschule dar, ebenso die Symbiosis International University in Pune.

© SZ vom 29.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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