Umfrage unter Studenten:Trüber Blick nach vorne

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Viele angehende Akademiker sorgen sich um ihre berufliche Zukunft. Mehr als jeder Dritte rechnet mit Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden. Oftmals bleibt keine andere Wahl, als das ursprüngliche Berufsziel abzuschreiben.

Britta Mersch

Als Marina Stöcker vor vier Jahren ihr Germanistikstudium aufnahm, blickte sie noch optimistisch in die Zukunft: "Damals dachte ich, dass ich mit einem Hochschulabschluss sicher einen Job finde." Heute steht die 24-Jährige kurz vor dem Examen und beurteilt ihre Berufsaussichten nicht mehr so rosig: "Wenn ich mir den Arbeitsmarkt angucke, sehe ich schwarz."

Trübe Job-Aussichten auch für angehende Akademiker. (Foto: Foto: dpa)

Und das, obwohl sie eigentlich gute Karten haben müsste. Sie hat zügig studiert, diverse Praktika absolviert und war ein halbes Jahr im Ausland. Sie stelle sich trotzdem darauf ein, lange zu suchen, bis sie etwas Passendes finde, sagt Stöcker.

"Studium kein Freibrief"

Unter Nachwuchsakademikern ist Pessimismus der Normalfall. "Viele machen sich über ihre berufliche Zukunft Sorgen", beschreibt der neue Studierendensurvey des Bundesbildungsministeriums die trübe Stimmung an den Hochschulen. Nur einer von fünf Studenten glaubt an einen reibungslosen Berufseinstieg. Die meisten rechnen damit, zunächst einen Job zu bekommen, der nicht den eigenen Qualifikationen oder Bedürfnissen entspricht.

Besonders bedrückt äußern sich Kultur- und Sozialwissenschaftler. Mehr als jeder Dritte rechnet mit Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden. Ähnlich trostlos sehen es Juristen und Ingenieure. Angesichts der schlechten Arbeitsmarktsituation bleibt selbst Akademikern oft keine andere Wahl, als das ursprüngliche Berufsziel abzuschreiben.

"Ein Studium ist heute kein Freibrief mehr für eine steile Karriere", sagt Michael Wagner, Professor für Soziologie an der Universität Köln. Es sei normal geworden, dass Absolventen zunächst keine festen Verträge bekämen und und Jobs annähmen, in denen sie schlecht bezahlt würden.

Einstieg durch Praktika

Laut Studierendensurvey sind die Nachwuchsakademiker bereit, einiges für die Karriere in Kauf zu nehmen. Vier von fünf würden für einen guten Job den Wohnort wechseln, lange Fahrzeiten akzeptieren oder finanzielle Einbußen hinnehmen. Für kurze Zeit würden sogar zwei Drittel eine Stelle annehmen, die nichts mit dem Studium zu tun hat.

Oft liegen auch unbezahlte Alternativen im Rahmen des Möglichen: "Ich hoffe, den Einstieg durch ein Praktikum zu finden", sagt die angehende Germanistin Marina Stöcker. Nach ihrem Magisterabschluss möchte sie am liebsten in einer PR-Agentur arbeiten. Wie viele hat sie die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben: "Es wird schon irgendwie werden."

© SZ vom 29.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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