Turbo-Abitur:Mehr echte Ganztagsschulen

Um das Angebot der Schulen zu verbessern, sind ein paar Freizeitangebote am Nachmittag nicht ausreichend. Es braucht eine Investition in professionelle Pädagogen.

Birgit Taffertshofer

Das Motto "Viel hilft viel", wie es die aktuelle Studie aus München nahelegen könnte, ist sicher keine bildungspolitische Lösung. Schließlich entscheidet vor allem die Qualität des Unterrichts darüber, wie gut Kinder in Schulen lernen, und nicht nur die Quantität.

Schulklasse: Woran es an Gymnasien fehlt, ist eine Lernatmosphäre, in der Schüler Leidenschaft für den Stoff entwickeln. (Foto: Foto: dpa)

Trotzdem macht die Studie auf einen Aspekt aufmerksam, der in der Schuldebatte zu kurz kommt. Nach Pisa neigen Politiker, Lehrer und Eltern zu Überreaktionen. Sie wollen, dass die Schüler möglichst viel Wissen in möglichst kurzer Zeit erwerben. Woran es an Gymnasien aber oft fehlt, ist eine Lernatmosphäre, in der Schüler Leidenschaft für den Stoff entwickeln. Dafür brauchen sie weniger straffe Lehrpläne - aber eben auch Zeit.

Angebote zur Freizeitgestaltung reichen nicht

Ganztagsschulen sind kein Allheilmittel, das alle pädagogischen Probleme beseitigt. Eine große Chance sind sie allerdings in jedem Fall. SPD und Grüne dringen deshalb zu Recht darauf, dass beim Bildungsgipfel die Neuauflage eines Programms zum Ausbau der Ganztagsschulen ganz oben auf der Tagesordnung steht, auch wenn seit der Föderalismusreform allein die Länder die Verantwortung tragen.

Um das Lernen an den Schulen aufzulockern reicht es nicht, ein paar Betriebe und Vereine zu gewinnen, die nachmittags Angebote zur Freizeitgestaltung machen. Eine solche Öffnung der Schulen ist gut, sie ersetzt aber derzeit zu oft die Investition in professionelle Pädagogen. Die rot-grüne Bundesregierung hat 2003 vier Milliarden Euro für Schulen bereitgestellt. Das Geld ist fast aufgebraucht, doch echte Ganztagsschulen sind viel zu selten herausgekommen. Mit baulichen Veränderungen ist es eben nicht getan. Ganztagsschulen brauchen auch zusätzliche Pädagogen und Sozialarbeiter.

© SZ vom 20.8.2008/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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