SZ-Studie (Hochschule & Beruf vom 13. April 2000):Humanmedizin

Lesezeit: 1 min

4.000 junge Mediziner sind arbeitslos - eine Ärzteschwemme droht deshalb aber noch nicht.

Wie kommt man durchs Studium?

Studienanfänger und Absolventen (Foto: Statistisches Bundesamt)

Medizin ist ein zulassungsbeschränktes Fach. Der Numerus clausus lag im Winter zwischen 1,6 in Thüringen und 2,2 in Berlin. Die Zahl der Studienanfänger hat sich seit 1993 kaum verändert.

In den nächsten Jahren wollen die Universitäten allerdings bis zu 20 Prozent der Medizinplätze streichen. In Berlin und Hamburg haben sie damit bereits begonnen. Trotz der konstanten Anfängerzahlen ist die Gesamtzahl der Studierenden seit 1993 um etwa zehn Prozent gesunken. Das liegt an der steigenden Zahl der Abbrecher. In den 80er Jahren gab es im Fach Medizin kaum Drop-outs. Inzwischen ist die Abbrecherquote auf 14 Prozent gestiegen.

Wie findet man einen Job?

Auf dem Ärzte-Arbeitsmarkt gab es in den 90-er Jahren einen Beschäftigungsboom. Allein zwischen 1991 und 1995 erhöhte sich die Zahl der erwerbstätigen Mediziner in den alten Ländern um fast 40 Prozent. Dieser Zuwachs wird sich wegen leerer öffentlicher Kassen und neuer Zulassungsregulierungen der Ärztekammer nicht fortsetzen. Dennoch wird es in Kliniken und Praxen einen erheblichen Ersatzbedarf geben: Jedes Jahr scheiden 5000 Mediziner altersbedingt aus dem Beruf aus.

Der Anteil an Teilzeit-Erwerbstätigen lag 1995 bei 13 Prozent im Westen und 5 Prozent im Osten. Knapp 4.000 Humanmediziner unter 35 Jahren sind derzeit arbeitslos gemeldet. Damit bewegt sich die Arbeitslosenquote auf einem eher niedrigen Niveau. Eine baldige Erhöhung der Quote ist nicht ausgeschlossen.

Die Gefahr einer Ärzteschwemme gilt jedoch als unwahrscheinlich. In einer Studie des Hochschul-Informations-Systems Hannover über den Ärztebedarf bis zum Jahr 2030 heißt es: "Je nachdem, wie einschneidend die diskutierte Absenkung der Höchstzulassungszahlen für die Studienaufnahmekapazität in Medizin ausfällt, wird der heutige quantitative ärztliche Versorgungsgrad wenigstens zeitweise um etwa 10 Prozent bis fast 20 Prozent überschritten.

Das Eintreffen der Ärzteverbandsprognose von 60.000 arbeitslosen Ärzten erscheint nach diesen Berechnungen dagegen als sehr unwahrscheinlich." Zudem gibt es einen stark wachsenden Sektor von neuen Berufen für Mediziner. Die Ärztedichte in Deutschland entspricht dem EU-Durchschnitt von rund 300 Personen pro Arzt. In Italien kommen auf einen Arzt nur 193 Personen, in Großbritannien sind es 523. Norwegen und Großbritannien suchen derzeit gezielt in Westeuropa Mediziner, weil bei ihnen in den 90er Jahren zu wenig Ärzte und Ärztinnen ausgebildet wurden.

Wo gibt es Informationen?

ZAV-Arbeitsmarktinformation Ärztinnen und Ärzte mit einem Überblick alternativer Berufsfelder (kostenlos unter Tel. 0228/7131292)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: