SZ-Studie (Hochschule & Beruf vom 13. April 2000):Chemie

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Promovierte Chemiker werden zur Mangelware - allerdings nur vorübergehend

Wie kommt man durchs Studium?

Studienanfänger und Absolventen (Foto: Statistisches Bundesamt)

Nachdem die Zahl der Chemie-Anfänger im Jahr 1990 ihren Rekordwert erreicht hatte, kam es zu einem dramatischen Rückgang: Die Anfängerzahl sank auf 5116 (mit Biochemie und Lebensmittelchemie). Erst 1996 stieg sie wieder an - ein Trend, der sich wegen der günstigen Arbeitsmarktprognosen möglicherweise fortsetzen wird.

Noch nicht einmal jeder zweite Chemie-Student schafft es bis zum Abschluss. Allerdings spielt in der Chemie das Diplom nur formal die Rolle eines berufsqualifizierenden Abschlusses; das eigentliche Zertifikat ist die Promotion. Vier von fünf Diplomanden reichen eine Doktorarbeit ein. Daher vergehen bei Chemikern bis zum Eintritt ins Berufsleben acht bis zehn Jahre. Die hohe Promotionsquote rührt daher, dass die meisten Chemiker ihr Einsatzfeld in Forschung und Entwicklung finden und die Fähigkeit zu selbständigem wissenschaftlichen Arbeiten nachweisen müssen.

Neuerdings verlagern sich die Tätigkeitsfelder allerdings hin zu Produktion, Vertrieb und Beratung. Dieser Veränderung soll eine Reform des Chemiestudiums Rechnung tragen. Als eine der ersten Hochschulen hat die TU Clausthal ein neues Studienkonzept umgesetzt.

Wie findet man einen Job?

Die Zahl der erwerbstätigen Chemiker stagnierte in den 90er Jahren. Erst in jüngster Zeit ist wieder ein leichtes Anziehen der Nachfrage zu verzeichnen. Die hohe Zahl der promovierten Absolventen übersteigt diese Nachfrage jedoch deutlich. Der Chemiker-Arbeitsmarkt ist daher zur Zeit noch angespannt. Darüber sollte auch die 1999 gesunkene Zahl an arbeitslosen Chemikern nicht hinwegtäuschen: Chemiker konnten oft nur durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vermittelt werden, vornehmlich in den Bereichen Umweltschutz und -beratung, Abfallwirtschaft, Sanierung.

In absehbarer Zeit dürfte es aber zu einer deutlichen Entspannung auf dem Arbeitsmarkt kommen: Bis zum Jahr 2003 wird sich die Zahl der Promotionen pro Jahr auf etwa 1200 halbieren. Altersbedingt werden durchschnittlich 1250 Chemiker pro Jahr aus dem Berufsleben ausscheiden. Für 2005 wird ein spürbarer Mangel an qualifizierten Fachkräften vorhergesagt.

Doch gibt es mehrere Unsicherheitsfaktoren: Es ist unklar, in welchem Umfang Unternehmen Produktion und Forschung ins preisgünstigere Ausland verlagern und beispielsweise durch Fusionen weltweit Mittel für teure Forschung einsparen werden. Möglicherweise wird die Promotion an Bedeutung verlieren, was zur Folge hätte, dass Absolventen schneller auf den Arbeitsmarkt kämen und die Lücken schließen könnten. Zumindest bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts kann jedoch eine günstige Prognose für den Arbeitsmarkt gegeben werden.

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