Studieren in Neuseeland:Weit entfernt, so nah

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Neuseeland wirbt um deutsche Studenten. Auch auf dem Arbeitsmarkt sind Ausländer - mit der richtigen Ausbildung - erwünscht.

Bernd Oswald

Neuseeland ist klein. Und mehr als 18.000 km weit weg. Vor allem diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Deutschland und Neuseeland ihre Hochschulabschlüsse noch nicht gegenseitig anerkennen. In der Sache besteht bereits seit November 2004 Einigkeit. Damals war eine Delegation der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Wellington.

Universitäts-Abschlüsse werden in Neuseeland ganz klassisch gefeiert (Foto: Foto: Universität Auckland)

Seitdem wartet die HRK auf einen Gegenbesuch ihres Pendants, des Vice Chanellors Committees (VCC). Auf jeden Fall noch 2006 soll es so weit sein. Dann wird das "New Zealand-German Academic Links Agreement" unterzeichnet.

Obwohl das Abkommen noch nicht unterschrieben ist, betrachtet es das VCC als gültig und hält sich bereits daran.

Vor allem für die deutschen Studenten hat das Vorteile. In dem Abkommen heißt es, dass ein deutscher Absolvent mit gutem oder sehr gutem Diplom künftig ohne weiteres in Neuseeland promovieren darf. Bisher werden deutsche Diplom-Abschlüsse in der Regel auf BA-Niveau eingestuft. Wer mit Diplom arbeiten will, wird schlechter bezahlt als ein Master-Inhaber.

Neuseeland sucht Akademiker

Wer in Neuseeland seinen Studienabschluss macht, bekommt eine sechsmontige Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, hat also gute Chancen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. An akademischen Einwanderern kann Neuseeland vor allem Architekten, CAD-Designer, Ingenieure, (Zahn-)Ärzte, IT-Spezialisten und Telekommunikations-Fachleute gebrauchen - nicht zuletzt wegen des anhaltenden "brain drains": Jahr für Jahr wandern Tausende junger Neuseeländer aus, vor allem nach Australien.

Dass sich die neuseeländischen Universitäts-Direktoren mit ihrem Gegenbesuch in Deutschland so viel Zeit lassen, verwundert umso mehr, da die Neuseeländer offensiv um internationale Studenten werben und die Deutschen dabei zu den größten Gruppen zählen.

Bislang zahlten lediglich deutsche und französische Promotionsstudenten die günstigeren einheimische Studiengebühren. Seit 1. Januar gilt diese Regelung für alle Ausländer, die in Neuseeland zu promovieren beginnen. Das kostet jetzt nur noch zwischen 1800 und 2300 Euro jährlich. Zuvor waren die Gebühren vier bis fünf Mal so hoch.

Neuseeland ist aber nicht nur an Doktoranden, sondern noch mehr an internationalen Austauschstudenten interessiert. Unter dem Doktor-Level müssen ausländische Studenten die vollen Gebühren zahlen, die je nach Studiengang bei etwa 8500 bis 17.000 Euro pro Jahr liegen.

Bildung als Exportartikel Nummer zwei

Egal ob Doktorand oder Erstsemester: Die meisten ausländischen Studenten reisen ausgedehnt durchs Land und ließen in den vergangenen Jahren rund eine Milliarde Euro jährlich in der neuseeländischen Volkswirtschaft, Tendenz steigend. Die Studiengebühren der Ausländer machen dabei nur etwas mehr als ein Drittel aus.

Dennoch ist die Bildung nach dem Tourismus und der Landwirtschaft inzwischen drittgrößte Einnahmequelle des Landes geworden. Mehr als andere Staaten begreift Neuseeland den Bildungsexport als richtigen Industriezweig. Das geht soweit, dass es in Education New Zealand (ENZ) eine Treuhandgesellschaft gibt, die ausschließlich für die Vermarktung der neuseeländischen Bildungsangebote im Ausland da ist. So gut wie alle Universitäten, Fachhochschulen und sonstige Bildungseinrichtungen sind ENZ-Mitglieder.

Für die Studiengebühren bekommen ausländische Studenten in der Regel hohe wissenschaftliche Standards und eine großes Angebot an möglichen Qualifikationen: neben Bachelor und Master-Abschlüssen auch noch viele Aufbaustudiengänge, Zertifikate, Diplome.

Neuseeländische Hochschulen sind vor allem in Biotechnologie, im Ingenieurwesen sowie bei Umwelt- und Agrarwissenschaften eine gute Adresse. Gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen Studenten, die einen von der Georg-August-Universität in Göttingen und der Lincoln University in Christchurch gemeinsam angebotenen Masterstudiengang internationaler Naturschutz belegen: Sie dürfen im Lebenslauf mit einem Doppeldiplom werben.

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