Studieren in der Schweiz:Der Berg ruft

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Die Hochschulen der Schweiz bieten eine gute Betreuung und locken damit auch immer mehr Studenten aus Deutschland an.

Carole Boletti und Jan Dirk Herbermann

Marc Voelcker hat ein großes Ziel erreicht. Der 24-jährige Student aus Berlin arbeitet als Praktikant der deutschen Botschaft für die UN in Genf. Dabei profitiert er von seinem Jura-Studium an der Uni Genf. Die Stadt ist bekannt als Zentrum für Experten des Völkerrechts und der Menschenrechte, oft machen hochkarätige Juristen Station an der Rhäne. Kürzlich, erzählt der Student, konnte er einen Vortrag von Luis Moreno-Ocampo hören, dem Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs.

Blick auf die Uni Genf. (Foto: Foto: Université de Genève, Erard Jacques)

Wie Marc Voelcker zieht es immer mehr deutsche Studenten in die Schweiz. Im Wintersemester 2005/06 waren mehr als ein Viertel der 25.000 ausländischen Studenten Deutsche. Seit 1990 hat sich die Zahl der Ausländer an den zwölf Schweizer Universitäten verdoppelt, die Deutschen bilden die größte Gruppe.

Freie Plätze

In der Schweiz gibt es mehr freie Studienplätze als in Deutschland, die Universitäten sind vergleichsweise überschaubar, und der Student findet leicht Kontakt zu den Professoren. Die persönliche Betreuung, welche die Hochschulen der Schweiz anbieten, bedeute "ohne Zweifel eine günstige Bedingung für deutsche Studenten", heißt es bei der Rektorenkonferenz Schweizer Universitäten.

In einem der Vorzeigefächer der Uni Bern zum Beispiel, der Medizin, steht einem Lehrenden fast ein Student gegenüber. Gunter Stephan, Vizerektor für Lehre, nennt das eine "Ideallösung". Die Institute der Schweiz haben auch außerhalb Europas einen guten Ruf, in einem Ranking des US-Magazins Newsweek landeten im vorigen Jahr fünf Schweizer Hochschulen unter den besten 50 Unis weltweit: Die Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH) in Zürich und Lausanne und die Unis in Genf, Basel und Zürich haben geschafft, wovon deutsche Rektoren noch träumen.

Teures Leben

Auch in der Schweiz ist aber nicht alles glänzend, selbst im Service für Studenten gibt es noch Lücken. So hapert es an einigen Universitäten mit der Kommunikationstechnologie. An der Uni Genf hat zwar jeder Student theoretisch Zugang zu Computern und zum Internet. In den Prüfungszeiten jedoch klagen viele Hochschüler über den großen Ansturm auf die Rechner und über zu wenige Arbeitsmöglichkeiten.

Was manche deutsche Studenten, die in Berlin oder Greifswald recht billig wohnen und leben können, ebenfalls abschreckt: Der Alltag in der Schweiz ist sehr teuer. Eine winzige Wohnung in Genf oder Zürich ist nicht unter 700 Euro Miete im Monat zu haben; Restaurants bieten meist nur Gerichte ab 15 Euro an, Kleidung kostet etwa 30 Prozent mehr als in Deutschland. Und auch das Studium ist nicht gratis. An der Universität in Lugano zum Beispiel müssen Studenten mehr als 2700 Euro für ein Semester zahlen.

© SZ vom 12.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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