Studiengebühren:"Mehr Mittel für die Lehre"

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Bei den Studenten schrillen die Alarmglocken, wenn sie das Wort nur hören. Doch Karl-Dieter Grüske, Finanzwissenschaftler an der Universität Erlangen, hält Studiengebühren für sinnvoll. Denn davon, so meint er, würden vor allem die Studenten profitieren. Ein Interview von Christine Burtscheidt.

Als Mitte der 90er Jahre in Deutschland Studiengebühren noch undenkbar waren, widmete sich der Finanzwissenschaftler Karl-Dieter Grüske bereits dem Thema. Jetzt ließ der Rektor der Erlanger Universität die Gewinne für die Hochschule errechnen.

Hans-Dieter Krüske ist Finanzwissenschaftler an der Universität Erlangen. (Foto: Foto: Uni Erlangen)

SZ: Warum haben Sie sich für ein kostenpflichtiges Studium ausgesprochen?

Grüske: Weil Studien ergeben haben, dass die akademische Ausbildung durch Nicht-Akademiker in erheblichem Maße mitfinanziert wird - und zwar durch Nicht-Akademiker, deren Lebenseinkommen im Durchschnitt um ein Drittel geringer ist als das von Akademikern.

SZ: Als Höchstgrenze sind 500 Euro pro Semester im Gespräch. Lohnt sich da überhaupt der Aufwand?

Grüske: Im Vergleich zum Gesamtbudget einer Universität ist das ein geringer Beitrag. Im Vergleich zu unseren frei verfügbaren Mitteln aber ist das eine erhebliche Summe: Hier hieße das eine Steigerung von bis zu 180 Prozent. Das ergab eine Modellrechnung. Der Universität Erlangen würden jährlich 20 MillionenEuro zusätzlich zur Verfügung stehen. Damit könnten wir Erhebliches zur Verbesserung des Studiums beitragen. Es ließen sich etwa 260 wissenschaftliche Mitarbeiter mehr einstellen.

SZ: Soll es eine einheitliche Gebühr geben?

Grüske: Ich plädiere für verschieden hohe Beiträge - schon weil wir Studentenströme damit besser steuern könnten. Zum anderen ist aber auch die Qualität der Studiengänge unterschiedlich, was sich in den Beiträgen widerspiegeln sollte. Entscheidend ist, dass die Finanzierbarkeit höherer Beiträge gegeben sein muss. Dazu brauchen wir Darlehen, die später einkommensabhängig zurückzuzahlen sind.

SZ: Mit den Darlehen steht und fällt die Sozialverträglichkeit. Noch sind sie aber nicht in Sicht.

Grüske: Sobald das Verbot von Studiengebühren aufgehoben ist, müssen wir uns um die Darlehensfrage kümmern. Es gibt ja schon konkrete Modelle, etwa an der TU München. Auch wir in Erlangen führen viele Gespräche mit den regionalen Banken. Überlegt wird ebenso, einen Bildungsfonds für Bayern zu etablieren. Wir brauchen auf jeden Fall das Bankensystem dazu, weil die Darlehen nicht durch den Staat vorzufinanzieren sind.

SZ: Für die Banken sind 1000 Euro pro Jahr ein zu geringer Betrag, der den Aufwand gar nicht lohnt.

Grüske: Wenn sich das auf eine große Zahl von Studenten summiert, dürfte es anders aussehen. Außerdem ist doch der akademische Nachwuchs eine ganz besonders wichtige Zielgruppe für Banken.

SZ: Der Student soll Kunde werden. Wie soll das aussehen?

Grüske: Studentenvertreter müssen ein Mitspracherecht bei der Verwendung der Mittel bekommen. Genauso muss geprüft werden, ob die Erlöse auch tatsächlich in Verbesserungen bei der Lehre fließen.

SZ: Wie stellen Sie das sicher?

Grüske: Das ist eine der ganz wesentlichen Bedingungen, die wir an Studienbeiträge knüpfen. Man kann es im Grunde nur dadurch regeln, dass die Verwendungspflicht in eine gesetzliche Verordnung eingebunden wird. Möglich wären auch Beschlüsse des Parlaments oder Hochschulverträge mit dem Freistaat. Man muss schon sehr genau darauf achten, dass uns das Geld auf Umwegen vom Finanzministerium nicht wieder genommen werden kann.

© SZ vom 26.01.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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