Studienfächer-Tausch:BWL gegen Informatik

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Die Unis in Mannheim und Heidelberg wollen Fächer tauschen: 26 Professuren, 100 Stellen und 3000 Studienplätze sollen rotieren.

Frank van Bebber

Als die Rektoren die Öffentlichkeit informierten, schützten drei Sicherheitskräfte das Pressegespräch. Doch Mannheims Uni-Chef Hans-Wolfgang Arndt und sein Heidelberger Kollege Peter Hommelhoff referierten ungestört. Kein Wunder, viele Betroffene erfuhren erst aus der Zeitung, was die beiden in geheimen Gesprächen abgemacht hatten: Die Universitäten wollen in den nächsten fünf Jahren einige Fächer tauschen. Hommelhoff hat die Wirtschaftswissenschaft an Mannheim abgetreten. Dafür wandern Technische Informatik, Lehrerausbildung und Teile der Mathematik nach Heidelberg. 26 Professuren, 100 Stellen und 3000 Studienplätze sollen rotieren.

Nur wenige waren vorab informiert. Etwa Ministerpräsident Günther Oettinger und Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (beide CDU), die wohlwollende Prüfung zusicherten. Die Heidelberger Wirtschaftsforscher planten dagegen noch die Zukunft ihrer erst 2002 neu geschaffenen Fakultät, als der Rektor sie schon abwickelte. Hommelhoff rechtfertigt sich: Bei einer offenen Diskussion "wäre das nicht machbar gewesen". Ärger hat er nun dennoch. Denn während es in Mannheim relativ ruhig blieb, geriet die traditionsreiche Volluniversität Heidelberg wegen der Rektorenpläne in heftige Turbulenzen.

Zwar hebt das neue Landeshochschulgesetz Rektoren in den Rang von Vorstandsvorsitzenden. Doch vergangenen Montag verweigerte der Heidelberger Senat die Gefolgschaft. Statt eines grundsätzlichen Ja zum Fächertausch gab es nur den Auftrag, alles grundsätzlich zu prüfen. Ein Erfolg für protestierende Studenten und Professoren. "Ich hab' mein Institut in Heidelberg verloren", hatten sie auf Plakate gemalt. Aus Protest trat auch der Vorstand des Alfred-Weber-Instituts (AWI) zurück, das im Mittelpunkt des Streits steht. Die Fakultät spricht von einem ehrverletzenden Doppelspiel des Rektors. Auch 42 Ehemalige protestierten, darunter der frühere rheinland-pfälzische und thüringische Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU).

Einstieg in den Ausstieg

Nicht nur die Wirtschaftswissenschaftler fragen sich nun, was Hommelhoff getrieben hat. Der Jura-Professor, Sprecher der Universitäten in der Hochschulrektorenkonferenz, gilt als selbst- und machtbewusst. Aber so etwas? Die Heidelberger Landtagsabgeordnete und hochschulpolitische Sprecherin der Grünen, Theresia Bauer, vermutet: "So ganz freiwillig war die Vereinbarung nicht." Offenbar habe das Land gedrängt: "Heidelberg muss auch mal was hergeben." Schließlich kämpfe man dauernd um Statuts und Geld, zum Beispiel bei den medizinischen Fakultäten.

Hommelhoff würde das wohl nicht so formulieren. Doch auch er sagt, er habe die eigene Handlungsfähigkeit erhalten wollen. Im Gegenzug zum Fächertausch will er vom Land die Garantie, Heidelberg bis 2010 nicht mehr anzutasten. Die Frage sei gewesen: "Schaffen wir das selber oder lassen wir uns das von außen vorgeben?" Bei den Wirtschaftsforschern habe es den Einstieg in den Ausstieg doch längst gegeben, kontert Hommelhoff Kritik.

In der Tat: Eine Kommission des Landes hatte schon 1997 mit Verweis auf die doppelten Angebote in Mannheim und Heidelberg das Aus für das AWI empfohlen. Das Kabinett beschloss, zwei BWL-Lehrstühle nach Mannheim zu verlegen. 2003 aber folgte das Land einem Gegengutachten und beließ die Wirtschaftsforscher in Heidelberg. Damit gehe "eine Periode lang anhaltender Unsicherheit endlich zu Ende", jubelte die Uni damals. Nun ist die Unsicherheit wieder da. Die AWI-Professoren wissen: Kollegen und Studienanfänger werden künftig kaum kommen, selbst wenn die Gremien Hommelhoff stoppten. Damit könnte seine Geheimoperation am Ende auch so Erfolg haben.

© SZ vom 6.6.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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