Spende an die Universität Regensburg:Das Makler-Diplom

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Mit 9,2 Millionen Euro richtet die Hochschule den neuen Studiengang "Immobilienwirtschaft" ein.

Von Christine Burtscheidt

(SZ vom 2.9.2003) Gelegentlich gelingt auch einer kleineren bayerischen Hochschule ein großer Coup. In diesen Tagen erhält die Universität Regensburg eine Überweisung: Mehrere Millionen Euro werden auf dem Konto der Universitätsstiftung eingehen. Insgesamt sollen es 9,2 Millionen Euro sein, die in den kommenden fünf Jahren in den Aufbau des "Instituts für Immobilienwirtschaft" an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät fließen werden. Anschließend muss der Staat die Kosten übernehmen.

Der Spender ist Johann Vielberth, Immobilienunternehmer und Mitglied im Hochschulrat. Gleich vier Lehrstühle stiftet er für einen neuen Studiengang, der bundesweit einmalig sein soll. "Etwas Vergleichbares gibt es weder in Deutschland, Österreich noch in der deutschsprachigen Schweiz", sagt der Dekan der Fakultät, Franz Lehner. Am 16. September wird er mit Wissenschaftsminister Hans Zehetmair und dem Rektor der Universität, Alf Zimmer, das Projekt vorstellen.

Vier Lehrstühle

In anderen Ländern gibt es längst eine Kultur des Stiftens und Spendens. Fundraising heißt das in den USA. Bis zu 30 Prozent ihres Budgets werben dort selbst staatliche Hochschulen von privaten Geldgebern ein. In Deutschland war man lange Zeit skeptisch. Professoren sahen darin eine zu große Einflussnahme durch die Stifter. Doch müssen Hochschulen neue Quellen erschließen, weil der Staat sich immer mehr aus der Finanzierung der verabschiedet.

Angesichts sinkender Haushaltsmittel finden auch immer mehr Kooperationen zwischen staatlichen Hochschulen und Stiftern statt. Spitzenreiter in Bayern ist die Technische Universität München mit einem Spendenaufkommen in den vergangenen vier Jahren von 80 Millionen Euro. 15 Lehrstühle wurden eingerichtet, darunter das Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungswissenschaft mit vier Professuren.

In dieser Größenordnung bewegt sich auch Vielberths Spende an die Regensburger Universität. Vier Lehrstühle soll es künftig geben, jeweils zur Immobilienentwicklung, zur Immobilien-Ökonomie, zum Immobilienrecht und zur Immobilienfinanzierung. An Letzterem ist mit 600.000 Euro auch die Eurohypo beteiligt, die europäische Bank für Immobilienfinanzierung. Zurzeit laufen bereits zwei Berufungen.

70 Studenten pro Semester

Der Studiengang "Immobilienwirtschaft" soll zum Wintersemester 2004/2005 starten. Voraussichtlich wird es einen Numerus clausus geben. Es können höchstens 70 Studenten pro Semester aufgenommen werden, mit weitaus mehr Bewerbern wird jedoch gerechnet. Die Studenten erhalten zunächst eine Grundausbildung in Betriebswirtschaftslehre. Nach dem Vordiplom spezialisieren sie sich dann auf Immobilienwirtschaft.

Die Ausbildung will Kenntnisse in Marktanalysen, Akquisition, Anlageberatung bis hin zur Objektplanung vermitteln. Unklar ist, ob der Abschluss in ein Diplom oder einen Bachelor mündet. Darüber sollen erst die neuen Lehrstuhlinhaber entscheiden und keineswegs - wie manche fürchteten - der Stifter. Doch die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften sieht keine Gefahr der Einflussnahme. "Über Forschung und Lehre bestimmen wir. So steht es im Gesetz", sagt Lehner.

Die Hochschule verspricht sich von dem Studiengang "kompetente Mitarbeiter" für Banken und Unternehmen, die auf dem Markt nachgefragt würden, sagt Lehner. Der Immobilienmarkt sei ein wichtiger Teilbereich der deutschen Wirtschaft. Doch fehle es im Gegensatz zu den USA an einer eigenen Ausbildung. Zwar gibt es an einigen deutschen Unis Professoren mit diesem Schwerpunkt. Auch bieten Fachhochschulen ein Lehrprogramm an. Richtige Abschlüsse seien jedoch lediglich an kostenpflichtigen Akademien oder der European Business School in Oestrich-Winkel zu erwerben. Das Angebot wertet Rektor Zimmer als Chance für Regensburg, sich international in Lehre und Forschung zu profilieren.

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