Sparen an den Hochschulen:Nur der Anfang

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Die Hochschul-Kürzungspläne in Niedersachsen stoßen auf scharfen Protest. Experten zufolge werden der Sparwelle weitere Streichungen folgen.

Die Kürzungspläne für die niedersächsischen Hochschulen stoßen auf ersten Protest: An den betroffenen Standorten hagelte es am Mittwoch Kritik für die Ideen von Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU). Vereinzelt gab es aber auch Zustimmung. Nach Einschätzung aller Hochschul-Experten sind die Pläne aber nur der Anfang weiterer Streichungen und Zusammenlegungen von Fachbereichen. Für viele Standorte sind bisher gar keine Kürzungspläne bekannt, für andere wie beispielsweise die Universität Göttingen können mit den bisher veröffentlichten Sparvorschlägen kaum genug Stellen abgebaut werden.

"Schmerzhafte Einschnitte"

In der Landeshauptstadt gab es kritische Stimmen aus vielen Lagern: Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) befürchtet eine Schwächung des Wissenschaftsstandortes Hannover, die letztlich Arbeitsplätze kosten werde. In Hannover soll Romanistik und die traditionsreiche Soziologie geschlossen werden, das Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschule wird nach Hildesheim verlegt. Uni-Präsident Prof. Ludwig Schätzl sagte, die Sparauflagen bedeuteten schmerzhafte Einschnitte. Wichtig sei aber gewesen, dass beispielsweise Jura nicht aufgegeben werde - dies war ebenfalls in der Diskussion.

Die Studenten der Universität Hannover kritisierten, die Landesregierung habe nicht nach objektiven Kriterien entschieden, sondern sei bei ihren Kürzungen rein politisch motiviert vorgegangen. "Mit der Soziologie werden in Hannover die ganzen kritischen Gesellschaftswissenschaften abgeschafft. Damit verfolgt die Landesregierung allein ihre politische Stoßrichtung", kritisierte die Sprecherin des AStA Hannover, Anna Berlit. Der Fachbereich Soziologie in Hannover gilt seit seiner Gründung 1960 als Keimzelle linken politischen Widerstandes. Die Studenten in Hannover planen am 26. Oktober eine große Kundgebung gegen die Streichungen.

Ohne Rücksprache

Der Präsident der FH Hannover, Arno Jaudzims, zeigte sich vor allem über das Vorgehen von Wissenschaftsminister Stratmann bei der Bekanntgabe der Entscheidungen überrascht. Es seien ohne erneute Rücksprache Fakten geschaffen worden. An der Fachhochschule Hannover wird der Standort Nienburg komplett geschlossen, die Künstlerausbildung wird verlagert. Jaudzims sagte, für die FH sei dies ein Szenario gewesen, 50 Stellen zu kürzen. Die Alternative seien lineare Kürzungen in allen Bereichen.

In Lüneburg wurde die geplante Fusion der Universität mit der Fachhochschule überwiegend positiv aufgenommen. Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) bezeichnet die Zusammenlegung als gute Entscheidung für die Region. "Maßgebend ist, dass es neue Perspektiven gibt. Ich sehe es als Aufwertung, dass Lüneburg mit seiner Universität zum dritten Mal eine Vorbildfunktion haben wird." Scharfen Protest gab es dagegen aus Buxtehude - dieser Fachhochschul-Standort soll wie Nienburg komplett geschlossen werden. Der Rat der Stadt reagierte empört. Bürgermeister Jürgen Badur (CDU) warf Wissenschaftsminister Stratmann Wortbruch vor. Noch im August habe der Wissenschafts-Staatssekretär versichert, der Standort Buxtehude sei nicht gefährdet.

"Krasse Fehlentscheidung"

Harsche Kritik für Stratmann kam auch vom Chef der Göttinger Rechtsmedizin, Prof. Steffen Saternus. Er warf Stratmann vor, die Schließung seines Institutes sei eine "krasse Fehlentscheidung". "Es ist eine Stillosigkeit und eine sonderbare Politik, ein derart erfolgreiches Institut kurz vor seinem 100. Geburtstag schließen zu wollen", sagte Saternus. Besonders empört sei er darüber, dass er als Leiter nicht vorab informiert worden sei. "Unsere Forschung ist hoch aktuell und erfolgreich. Und wir haben schon längst stark rationalisiert", sagte Saternus.

Die Leitung des Bereichs Humanmedizin an der Göttinger Universität erklärte dagegen, in Gesprächen mit dem Wissenschaftsministerium habe Einigkeit darüber bestanden, dass das Institut an seinem Standort keine Zukunft mehr habe, weil für eine dringend erforderliche Sanierung kein Geld vorhanden sei.

(sueddeutsche.de/dpa)

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