Sozial engagiert:Manager mit Herz bevorzugt

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Die Munich Business School bildet ihre Studenten nicht nur in Betriebswirtschaftslehre, sondern auch in sozialem Engagement aus. Warum, erklärt Dekan Professor Stefan Baldi.

Juliane Lutz

SZ: Ihre Studenten müssen sich sozial engagieren. Wie kommt das an?

Studenten im Hörsaal: Die Manager von Morgen bei der Arbeit. (Foto: Foto: dpa)

Baldi: Sehr gut, obwohl viele anfangs gar nicht wissen, dass das auch von ihnen verlangt wird. Wer die ersten Tage an einer Business School verbringt, erwartet vermutlich, ausschließlich etwas über Finanzen zu erfahren und nicht, wie man sich um Blinde oder alte Menschen kümmern könnte. Dementsprechend schauen manche etwas erstaunt. Doch wenn wir diese Projektarbeit zum ersten Mal vorstellen, wird deutlich, dass wir damit die Persönlichkeit der Studenten herausfordern wollen, und das Verständnis wächst rasch. Übrigens bin ich immer wieder überrascht, wie sich nach Abschluss der Projekte die Sichtweise der Einzelnen verändert hat.

SZ: Wie lautet dann deren Fazit?

Baldi: Die Mehrzahl unserer Studenten kommt aus einigermaßen gut situierten Elternhäusern. Sie werden in diesen Projekten oft erstmals mit Schicksalen konfrontiert, die sie so noch nicht erlebt haben. Diese Erfahrung regt dazu an, noch ganz andere Lebenssituationen und Welten wahrzunehmen als die, in denen sie sich bislang bewegt haben und später bewegen werden. Darauf müssen sie sich einstellen. Ich habe den Eindruck, dass die meisten gestärkt daraus hervorgehen.

SZ: Reicht es nicht, später ein fachlich gut ausgebildeter Marketingchef oder Controller zu sein?

Baldi: Egal, welche Managementposition die Studenten einmal einnehmen werden, immer haben sie mit Menschen zu tun. Natürlich müssen sie ihr Handwerk beherrschen, genau so wichtig aber ist es, dass sie sich in andere Menschen - Mitarbeiter oder Kunden - hineinversetzen können. Auch wenn man später im Job nicht mit Demenzkranken zu tun hat: Man hat gelernt, die Reaktionen anderer zu beobachten und Nuancen zu erkennen, die man sonst vielleicht eher übersehen hätte. Das kommt zukünftigen Führungskräften auf jeden Fall zugute.

SZ: Denken Sie, dass Studenten durch eine derartige Erfahrung später als Manager bei schwierigen Entscheidungen besonnener reagieren? Dass sie in punkto Stellenabbau vielleicht nicht nur in Zahlen denken, sondern auch an den einzelnen Menschen, der davon betroffen ist?

Baldi: Das lässt sich nicht direkt messen, aber ich vermute schon. Jemand, der dank einer solchen Schulung mit offeneren Augen durchs Leben geht, wird derartige Entscheidungen im Zweifel zwar auch nicht verhindern können, aber doch umsichtiger vorgehen. Und wenn es nur so ist, dass er direkter mit den Leuten kommuniziert, rücksichtsvoller vorgeht oder Kündigungen fair durchzieht. Natürlich sind Studenten, die an unsere Hochschule kommen, bereits durch ihre Erziehung geprägt. Wir wollen und können sie nicht komplett umerziehen, aber wir versuchen zumindest unser Bestes, sie zu verantwortungsvollem Handeln anzuleiten.

© SZ vom 2.8.2008/gut - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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