Schule:Hilfslehrerin Mutti

Lesezeit: 1 min

Eltern sollen an Grund- und Hauptschulen in Bayern Vertretungsstunden leiten.

Von Steffen Heinzelmann

(SZ vom 1.10.2003) Das bayerische Kultusministerium will künftig auch Eltern als Lehrervertretung an Grund- und Hauptschulen einsetzen. In "Notfallsituationen" könnten Erziehungsberechtige den Vertretungsunterricht übernehmen, heißt es in einem Schreiben des Ministeriums an die Staatlichen Schulämter. Bayerns Lehrerverband sieht in dem Krisenplan eine "Kapitulation" des Ministeriums.

Die Eltern sollen allerdings nur in kurzfristigen und außergewöhnlichen Situationen einspringen, zum Beispiel wenn mehrere Lehrer der Schule gleichzeitig erkrankt sind und über die so genannte "Mobile Reserve" keine anderen Pädagogen zur Verfügung stehen. Über Auswahl und Einsätze der Eltern und anderer "externer Partner" entscheide der Schulleiter, steht in dem Brief. Die Eltern würden dann die Schüler beaufsichtigen und mit Aufgaben beschäftigen. Ordnungsmaßnahmen wie Strafarbeiten oder Verweise könnten die Ersatzlehrer zwar anregen, die Ausführung bleibe aber der Schule überlassen.

Ein "Katastrophenplan" ist die Initiative für den Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). "Das Kultusministerium kapituliert angesichts des Lehrermangels und fehlender Mobiler Reserven", sagt BLLV-Präsident Albin Dannhäuser. "Pädagogische Laien können doch nicht einfach Hilfslehrer spielen. Und auf keinen Fall sollten sie Verantwortung für eine qualifizierte Betreuung übernehmen." Sinnvoller sei, so Dannhäuser, auf beurlaubte und pensionierte Lehrer als Vertretung zurückzugreifen. Die Rechtsabteilung des BLLV prüfe bereits den Plan des Kultusministeriums auf seine Umsetzbarkeit.

Auch der Bayerische Elternverband (BEV) sieht die Idee nicht als beste Lösung. "Natürlich ist es den Eltern lieber, wenn auf die Schüler in ausgefallenen Stunden aufpasst wird," betont die Landesvorsitzende des BEV, Ursula Walther. Andererseits dürfe der Freistaat aber nicht auf diesem Weg die Mobile Reserve zurück fahren.

Laut Ministerium soll die Iniative aber nicht zu Lasten von Lehrerstellen oder Mobiler Reserven gehen. Eltern werde nur die Option geboten, sich stärker in die Schule einzubringen. Arbeiten sollen die Vertretungen ehrenamtlich. Gleichzeitig ist im Schreiben aber auch von einer Aufwandsentschädigung die Rede, die im folgenden Satz gleich wieder relativiert wird: "Staatliche Mittel stehen dafür nicht zur Verfügung."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: