Schuldenfalle Studienkredit:In die Pleite studiert

Lesezeit: 1 min

Studienkredite türmen sich schnell zum Schuldenberg. Wer bei der staatlichen KfW-Förderbank den Höchstbetrag in Anspruch nimmt, startet mit 121.706 Euro Miesen ins Berufleben.

Marco Finetti

Als Bundesbildungsministerin Annette Schavan im Februar 2006 grünes Licht für die Studienkredite der KfW-Förderbank gab, lobte die CDU-Politikerin das neue Angebot als "wichtigen Schritt zur Erschließung eines funktionierenden Marktes der Bildungsfinanzierung und zu einer tragfähigen und im Blick auf die Rückzahlungsbelastung in jedem Einzelfall tragbaren Finanzierungsmöglichkeit". Ob der neue Markt funktioniert und ob die Belastung tatsächlich tragbar ist - dazu präsentiert nun, fast genau ein Jahr später, das Ministerium in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen lange Rechnungen.

Endlich das Diplom in der Tasche - und dann? Schulden abzahlen. (Foto: Foto: istockphoto)

Von den mehr als 1,9 Millionen Studenten an den deutschen Hochschulen haben demnach nach dem Start des Programms bis Ende November 2006 gut 19 000 einen Studienkredit beantragt. Rund 17 000 KfW-Kredite wurden bewilligt, 1900 Anträge wurden abgelehnt, unter anderem, weil die Antragssteller insolvent waren. Im Durchschnitt nehmen die Studenten pro Monat 490 Euro in Anspruch, bei jedem Dritten liegt der Kredit jedoch in der höchsten Spanne zwischen 601 und 650 Euro monatlich.

Welche Belastungen sich aus den Krediten ergeben, rechnet das Schavan-Ministerium anhand zweier Szenarien vor: Wer den Durchschnittskredit von monatlich 490 Euro über 14 Semester hinweg erhält und anschließend 25 Jahre lang zurückzahlt, muss pro Monat 265,43 Euro zahlen - insgesamt sind das 91 855,56 Euro. Und wer den Höchstbetrag von 650 Euro pro Monat in Anspruch nimmt, muss 25 Jahre lang pro Monat 351,61 Euro abzahlen, macht alles in allem 121 706,94 Euro. Dabei wird stets vorausgesetzt, dass der derzeit geltende Zinssatz von 5,95 Prozent konstant bleibt und nicht steigt. Die Daten zeigten, dass die Kredite immense Schulden nach sich zögen, Studienkredite dürften daher nie zum Ersatz für das Bafög werden, kommtieren die Grünen das Ergebnis.

So detailliert die Auskünfte auch sind, auf erstaunlich viele der 25 Fragen bleibt das Ministerium eine Antwort schuldig. Wie viele Bafög-Empfänger zusätzlich Studienkredite beantragt haben, weiß es nicht zu berichten, und auch nicht, wie sich die Kreditnehmer auf verschiedene Studienfächer und Hochschulen verteilen.

© SZ vom 29.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: