Schulbücher im Test:Note: Mangelhaft

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Viel zu kompliziert, viel zu häufig falsch: Deutsche Schulbücher sind bei der Stiftung Warentest durchgefallen.

Beim Arbeiten mit Schulbüchern pauken Kinder häufig Fehler: Eine Überprüfung von 17 Biologie- und Geschichtsbüchern für den Gymnasialunterricht durch die Stiftung Warentest hat teils gravierende Mängel zutage gefördert. Sachverhalte seien falsch dargestellt, Jahreszahlen verkehrt wiedergegeben, beklagte die Stiftung am Donnerstag in Berlin.

Im Biobuch steckt auf jeder Seite ein Fehler. (Foto: Foto: dpa)

In besonders schlimmen Fällen fanden die Tester im Lesestoff für den Bio-Unterricht auf jeder Buchseite einen Fehler. Unter anderem sei in der Nahrungspyramide der Uhu über den Fuchs gestellt worden.

Über den Darm des Blauwals hieß es in einem Buch, er sei 56-mal so lang wie der Körper des Wals, doch die korrekte Länge beträgt nur 4 bis 5-mal. Als weiteres Beispiel nennt die Stifung "Muskelzellen": Sie heißen korrekt "Muskelfasern" und haben nicht einen, sondern viele Zellkerne.

Die Tester monierten auch, dass ein Experiment mit Brennspiritus ohne die erforderlichen Warnhinweise abgedruckt wurde. Ein Elektronenmikroskop vergrößere mehr als 500.000-fach, und nicht wie in einem Buch angegeben nur 20.000-fach.

Bei den sieben getesteten Geschichtsbüchern sah es kaum besser aus. So seien unter anderem falsche Daten für den Sturz des damaligen DDR-Staatschefs Erich Honecker genannt. In vielen Büchern werde außerdem die Lebenssituation der Menschen in der ehemaligen DDR vereinfacht dargestellt, die Rolle der Frau auf das sozialistische Ideal beschränkt.

Die historische Pressekonferenz von Günther Schabowski zur Öffnung der Mauer werde auf "wirre Mitteilungen" reduziert. Auch aus didaktischer Sicht seien viele Bücher nicht überzeugend, hieß es.

"Die Qualität bleibt auf der Strecke"

Für den Test wurden den Angaben zufolge 17 Schulbücher ausgewertet, die für Gymnasien Sekundarstufe 1 (Klassen sieben bis zehn) zugelassen sind. Herangezogen wurden zehn Biologie- und sieben Geschichtsbücher aus den Bundesländern Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Im Fach Biologie wurden die Themen Zelle, Fotosynthese und Verdauung exemplarisch ausgewählt und bewertet. Für das Fach Geschichte waren es die Alltagsgeschichte der DDR und die Entwicklung der Europäischen Union.

Hubertus Primus von der Stiftung Warentest sieht den Grund für die Fehlerhaftigkeit der Schulbücher im föderalen System. "Jedes Buch muss sich am Lehrplan seines Kultusministeriums orientieren", so Primus. Gemessen an allen Bundesländern, Schularten und -fächern gebe es hierzulande an die 3000 Lehrpläne, dies mache den Verlagen zu schaffen." Die Großen unter ihnen produzieren für einen Titel bis zu 16 Länderausgaben. Es muss hastig produziert werden, für eine gründliche Überarbeitung fehlt die Zeit. Da bleibt die Qualität auf der Strecke."

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