Private Equity Advisor:Auf der Jagd nach der Rendite

Lesezeit: 3 min

Weiterbildung (8): Der Private Equity Advisor lernt alternative Investments im Schnelldurchlauf kennen.

Christine Demmer

Das Kapital hat Nachwuchssorgen. Auf der ganzen Welt liegt jede Menge privates Geld nutzlos auf irgendwelchen Konten herum und würde sich gern vermehren. Mehr als magere Sparzinsen bringt die Beteiligung an Unternehmen mit kräftig sprudelnden Gewinnen. Aber längst nicht alle lassen sich häppchenweise an der Börse erwerben ("Public Equity"). Enorme Dividenden sind mit Aktien ohnehin nicht zu erzielen - mit anderen Anlageformen schon: 20, 25 Prozent und mehr bringen alternative Investments wie Hedge-Fonds und Anteile an nicht-börsennotierten Gesellschaften ("Private Equity"). Das freut die Berater bei Banken, Fondsverwalter und die Manager einer Beteiligungsgesellschaft gleich zweifach: Das Kapital ihrer Kunden trägt Früchte, und sie selbst streichen dafür eine hübsche Provision ein.

Daniel Oyen: Er hat sich in Essen zum "Certified Financial Planner" weitergebildet. (Foto: Foto: oH)

Was den Appetit der Renditejäger bei Private-Equity-Gesellschaften weckt, welche Investments ihnen schmecken und welche sie links liegen lassen, weiß Daniel Oyen mittlerweile ganz gut. Er hat sich nach Bankausbildung und Wirtschaftsstudium in Essen an der European Business School (EBS) in Oestrich-Winkel zum "Certified Financial Planner", eine Art geprüfter Kapitalanlageberater, weitergebildet. Außerdem darf sich der 30-jährige Ökonom seit anderthalb Jahren "Private Equity Advisor" nennen. Auf Deutsch wäre das etwa ein Berater für Kapitalbeteiligungen an privaten Unternehmen. Deutsch ist aber nicht global genug. Der Begriff "Heuschreckenkenner" mag zwar abstoßend sein, trifft es aber noch am besten.

Milliardensummen fließen

Der Banker studierte die hippe Profession allerdings nicht, weil er selbst vielleicht eines Tages eine Heuschrecke werden möchte. Er will mit ihnen Geschäfte machen. Denn als Experte für Geldnachwuchsfragen beim Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt in Düsseldorf soll Oyen aus dem Kapital seiner vermögenden Privatkunden noch mehr Kapital schlagen. Unter den gesetzlich zugelassenen Möglichkeiten ragt Private Equity heraus. Milliardensummen fließen jedes Jahr in Fonds und Beteiligungsgesellschaften, von dort in Kapital suchende Firmen und - mit Glück und Strategie - ordentlich verzinst in die Fonds zurück.

Oyen wollte genau wissen, wie solche Gesellschaften ticken. "Ich bekam mehr und mehr mit Themen wie Drittproduktauswahl und alternative Investments zu tun", sagt er, "darin sah ich eine perfekte Ergänzung zu meiner Ausbildung." Im Übrigen weiß er, dass eine gute Vernetzung in der Beteiligungsbranche ein federndes Sprungbrett für die Karriere ist. Das sprach ebenfalls fürs Weiterlernen.

Direktfonds und Dachfonds

Zudem ist der Kurs mit einmal fünf und einmal zwei Tagen am Stück tatsächlich sehr kompakt gehalten. "In Deutschland gibt es nichts Vergleichbares", versichert Professor Rolf Tilmes, Leiter des Private Finance Institute an der European Business School, "jedenfalls nichts von einer marktabhängigen Bildungseinrichtung." Tilmes hat in Kooperation mit dem Bundesverband Alternative Investments das Kompaktstudium "Private Equity Advisor" erfunden, um das Profil der privaten Hochschule als Weiterbilder im Bereich Finanzen zu schärfen.

Nach der zeitlich auseinandergezogenen Trainingswoche kennen die Teilnehmer den Unterschied zwischen Direktfonds und Dachfonds und wissen, wann es Zeit ist für ein Spin-off und wann für einen Buy-out. Sie hören von Secondaries (der Verkauf eines Private Equity-Fondsanteils von einem Investor an den anderen) und Mezzanine-Kapital (gemischtes Eigen- und Fremdkapital) und büffeln die rechtlichen und steuerlichen Grundlagen von Private Equity. Portfolio-, Liquiditäts- und Risikomanagement werden an einem, die Fondsbewertung und Vertriebsansätze an einem anderen Tag abgehandelt.

Objekt der Begierde

Für viele ist jedoch das Modul "Grundlagen der Unternehmensbewertung" am wichtigsten. Das braucht nämlich nicht nur jeder, der sich beruflich mit Fusionen und Firmenübernahmen beschäftigt, sondern auch Finanzmanager in Unternehmen jenseits der Geldbranche. Sie könnten selbst zum Objekt der Begierde werden, und dann ist es schlau, die Denk- und Handlungsweisen der anderen Seite zu kennen.

Mehr als ein gründlicher Überblick ist von diesem Kompaktstudium nicht zu erwarten. Aber für alle fachlich Interessierten, die sich im Studium nicht eingehend mit den Feinheiten des Investmentbankings beschäftigt haben, ist das schon eine Menge. "Man findet in Deutschland so gut wie keinen Mitarbeiter, der von der Hochschule weg ein fundiertes Wissen über alternative Investments mitbringt", sagt Frank-Alexander Erhard aus dem schweizerischen Bottighofen. Der Chef der Investmentfirma Rising Star AG, die selbst einen Hedge-Fonds aufgelegt hat, hat schon einige Mitarbeiter an den Rhein geschickt. "Man gewinnt einen emotionslosen Einblick in die Grundmuster des Private Equity, und das ist bei dem hohen Komplexitätsgrad dieses Metiers sehr wichtig." Erhard warnt dennoch vor Illusionen: "Eine Anleitung, wie man ein erfolgreicher Private Equity-Manager wird, ist das nicht. Das lernt man nur in der Praxis."

Wo lernt man das?

Das Kompaktstudium Private Equity wird angeboten vom PFI Private Finance Institut an der European Business School (EBS), Hauptstr. 31, 65375 Oestrich-Winkel, Tel. 06723-88880, www.ebs-finanzakademie.de. Es besteht aus einer Blockwoche von fünf Tagen und einer Wochenendphase. 2008 finden die Veranstaltungen im September und November statt. Die Gruppengröße ist auf 30 Teilnehmer je Kurs beschränkt. Die Studiengebühren betragen 3250 Euro zzgl. Mehrwertsteuer. Zugelassen werden Fachwirte, Berufsakademie-, Fachhochschul- und Uniabsolventen aller finanzwirtschaftlichen Richtungen sowie Personen mit Berufserfahrung im Finanzdienstleistungsbereich.

© SZ vom 3.5.2008/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: