Powerpoint-Präsentation:Weniger ist mehr

Lesezeit: 3 min

Das Computerprogramm von Microsoft bietet unzählige Spielereien. Ein Seminarleiter warnt davor, sie alle durchzuprobieren.

Von Viola Schenz

An Powerpoint scheiden sich die Geister. Für die einen ist es das ultimative Präsentationsinstrument, für andere eine zeitraubende Spielerei, die vom Inhalt des Vortrags ablenkt. Kein Zweifel: Das Programm aus dem Hause Microsoft verführt zum Perfektionismus, und es muss von Menschen mit viel Zeit für Menschen mit viel Zeit ausgetüftelt worden sein.

Wie sonst lässt sich erklären, dass sich unter den schier endlosen Clipart-Grafiken alleine sieben Motive für Katzen und 19 für Fische tummeln? Dass man zwischen 13 unterschiedlich dicken und sieben unterschiedlich gestrichelten Linien wählen kann? Dass - wie bei allen anderen Farben auch - mehrere Dutzend Orange-Töne zur Verfügung stehen, obwohl laut einer Powerpoint-Binsenweisheit diese Farbe vom Zuschauer schlecht wahrgenommen wird?

Wer schon lange über der Wahl der passenden Symbole, Linien und Farbtöne, die man sogar noch grafisch bearbeiten kann, und über alle anderen Visualisierungen sinnieren muss, läuft unweigerlich Gefahr, sich auf Kosten des Inhalts zu verzetteln.

Umso erfreulicher, wenn ein Seminarleiter davor warnt, Powerpoint in seiner Gänze durchzuprobieren und sich von seiner Komplexität benebeln zu lassen, sondern immer wieder an die Runde appelliert, es so spartanisch wie möglich anzuwenden. "Spielen Sie nicht den Clown!", sagt Andreas Riedel. "Machen Sie Ihren Vortrag mit Powerpoint lebendig, aber überladen Sie ihn nicht!"

Dazu gehört: Auf Zierschriften verzichten, keine Schrifttypen und Schriftgrößen mischen, nicht mehr als 50 Wörter auf eine Folie packen, kurze Sätze und eine einfache Sprache verwenden, Aussagen auf das Wesentliche reduzieren, nie mehr als drei Farben pro Folie, dafür die richtige Farbe wählen: Knallbunt ermüdet das Auge, kalte Farben wirken entspannend und eignen sich daher als Hintergrund, Blau und Schwarz nimmt man besonders gut wahr.

Natürlich kommt kein Seminar, das für sich in Anspruch nimmt, modern zu sein, ohne knackige Formeln aus, in diesem Fall: Kiss - keep it simple and stupid. Andreas Riedel spielt Beispiele für gelungene und misslungene Powerpoint-Präsentationen vor und analysiert sie ausführlich.

Die Teilnehmer können auch eigene Präsentationen mitbringen und bewerten lassen. Dann basteln alle an ihren Notebooks eigene Folien: Sie spielen mit Schrifttypen, zeichnen Rechtecke und Kreise, füllen sie mit Farben, werfen Schatten, entwerfen Hintergründe.

Es folgt der übrige Powerpoint-Schnickschnack: Wie man Word- oder Excel-Dateien einbindet. Wie man Torten-Diagramme optimal gestaltet. Wann Bilder in welcher Form sinnvoll sind. Dass Verläufe oder Balken-Diagramme immer "positiv", also von links unten nach rechts oben weisen sollten. Und wo man sich während des Vortrags am besten positioniert.

Immer wieder warnt Riedel: "Weniger ist mehr. Machen Sie aus Ihren Folien kein Daumenkino und schreiben Sie nicht zu viel drauf!" Denn das Publikum beginne mit einer neuen Folie automatisch zu lesen und höre in diesem Moment nicht zu. Es sei schnell frustriert, wenn die Folien zu kurz liegen und keine Zeit zum Lesen bleibt.

"Nachlesen oder gar nacharbeiten tut eh kein Zuhörer"

Also: Wenige Folien, wenig Text. Lieber mit Bildern oder Symbolen arbeiten, da die sich besser einprägen als Text. Zu viele Bilder und Symbole verwirren allerdings ebenfalls. Als Faustregel gibt Riedel vor: Drei Minuten pro Folie, pro Vortrag nicht mehr als 20 Folien. "Den Inhalt sollte man sich merken können", rät der Trainer. "Verzichten Sie darauf, nach Ihrem Vortrag das Manuskript zu verteilen. Nachlesen oder gar nacharbeiten tut eh kein Zuhörer."

Es ist nicht immer einfach, in diesem Powerpoint-Dschungel den Überblick zu bewahren. Hin und wieder muss man anhalten und auf einen hohen Baum klettern, um festzustellen, wo man sich gerade befindet. Riedel kommt einem beim Orientieren gerne und effizient zu Hilfe, so dass gleichzeitig der Seminarfluss nicht ins Stocken gerät.

Außerdem fasst er das gerade Gelernte immer wieder zusammen. Ihm zuzuhören ist angenehm: Riedel überzeugt rhetorisch und verschont die Seminaristen von dem albernen Software-Englisch-Kauderwelsch, dem so manche Trainer und Computer-Experten leider verfallen sind. Auch die Unterlagen hat er in gutem, verständlichen Deutsch verfasst.

Natürlich können zwei oder drei Seminartage nicht jeden in einen perfekten Powerpointer verwandeln. Das schafft nur die Routine. Und für ein optimales Layout braucht man entweder Talent oder eine entsprechende Ausbildung.

Dasselbe gilt für den optimalen Multimedia-Einsatz. Riedel verrät jedoch die notwendigen Tipps und Tricks für eine überzeugende optische Darstellung, und er bewahrt vor Fallstricken und Unsinnigkeiten der Software. Auf beides wird man in Zukunft gerne zurückgreifen, egal wie routiniert und talentiert man mit Powerpoint umgeht.

© Süddeutsche Zeitung vom 04.09.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: