Pisa-Studie:Deutschland führt den Durchschnitt an

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Nachdem die wichtigsten Ergebnisse der Pisa-Studie schon durchgesickert waren, ist es nun offiziell: Deutschland hat sich in der Untersuchung nicht wesentlich verbessert. Besonders benachteiligt sind weiterhin Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Deutschland hat sich bei der Schulstudie Pisa trotz guter Ergebnisse in den Naturwissenschaften insgesamt kaum verbessert. Im Bereich Naturwissenschaften als Schwerpunkt der aktuellen Untersuchung liegen Deutschlands Schüler im oberen Drittel der teilnehmenden Staaten und damit erstmals deutlich über dem Durchschnitt, wie die verantwortliche Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag bei der offiziellen Vorstellung der Studie in Berlin mitteilte. In den Bereichen Lesen und Mathematik verbesserten sich die Schüler demnach aber nur wenig und liegen wie bei den vergangenen Untersuchungen im OECD-Durchschnitt.

Schüler beim Mathelernen: In den Naturwissenschaften erreichten die Deutschen (Foto: Foto: dpa)

Die besseren Ergebnisse in den Naturwissenschaften stehen nach Ansicht der OECD ebenfalls nicht für einen Leistungszuwachs im Vergleich zu früheren Studien. Diese seien vielmehr vor allem dem neuen Erhebungskonzept geschuldet. Bei den Fragen, die Schüler sowohl bei den Tests im Jahr 2003 als auch im Jahr 2006 beantworten mussten, zeigten sich dagegen keine bessere Ergebnisse. Die Studie habe allerdings im internationalen Vergleich eindeutig Stärken des deutschen Schulsystems aufgedeckt, erklärte der Leiter des Berliner OECD-Büros, Heino von Meyer. Erfreulich seien allerdings die eindeutigen Stärken des deutschen Schulsystems mit einem lebensnahen Unterricht in den Naturwissenschaften.

Die neue PISA-Studie zeigte erneut den engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Schulerfolg in Deutschland. Innerhalb der OECD spiele nur in Luxemburg, Ungarn, Frankreich, Belgien und der Slowakei das Elternhaus beim Bildungserfolg eine ähnlich große Rolle, erklärte die OECD. Besonders benachteilgt sind in Deutschland Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Diese bereits in der Bundesrepublik geborenen Kinder von Migranten lägen mit ihren Lernleistungen im Schnitt knapp zweieinhalb Schuljahre hinter ihren gleichaltrigen deutschen Mitschülern zurück. "In Punkto Chancengleichheit hat Deutschland noch große Defizite abzubauen", heißt es in der Erklärung der OECD.

Mit der Bildungsstudie "Programme for International Student Assessment" (Pisa) wird alle drei Jahre die Kompetenz von 15-Jährigen getestet. Die Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gilt als einziger internationaler Leistungsvergleich gegen Ende der Pflichtschulzeit.

Dabei wird stets ein Schwerpunkt abgefragt. 2000 lag dieser auf der Lesekompetenz, 2003 auf Mathematik, dieses Mal sind es die Naturwissenschaften. Zudem werden Hintergrundmerkmale von Elternhaus, Unterricht und Schule erhoben.

Soziale Herkunft entscheidend

Pisa 2000 belegte nicht nur ein miserables Abschneiden der deutschen Schüler mit Platz 25 von 32 Ländern. Die Tests zeigten auch, dass in kaum einem anderen Industriestaat die soziale Herkunft so stark über Schulerfolg und Bildungschancen entscheidet. Zugleich gab es Probleme, Jugendlichen mit Migrationshintergrund schulische Kompetenzen zu vermitteln. Bei Pisa 2003 lag Deutschland mit Platz 18 von 40 im Mittelfeld.

Für die aktuelle Studie wurden 2006 in 57 Ländern Schüler getestet. Entsprechend dem Fokus auf Naturwissenschaften hatte die Hälfte der Aufgaben Fragen zu Physik, Chemie, Biologie und Geowissenschaften zum Inhalt. Jeweils ein Viertel der Aufgaben befassten sich mit Fähigkeiten in Lesen und Mathematik. Zusätzlich enthielten die Tests Hintergrundfragebögen für Schüler, Eltern und Schulleiter.

In Deutschland wurden an 225 zufällig ausgewählten Schulen 4891 Fünfzehnjährige getestet sowie jeweils zwei komplette neunte Klassen. Dabei sind alle Schularten vertreten, die Fünfzehnjährige aufnehmen: Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen, Schulen mit mehreren Bildungsgängen, Integrierte Gesamtschulen, Sonder- und Förderschulen, Berufsschulen und Privatschulen.

Deutschland ergänzt die internationalen Tests, um die einzelnen Bundesländer vergleichen zu können. Dazu wurden für die aktuelle Pisa-Studie rund 49.000 Ergänzungsstichproben aus 1307 weiteren Schulen genommen. Dieses Ranking soll zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt werden.

Aufgrund der veränderten Themensetzung halten die Organisatoren die Ergebnisse der aktuellen internationalen Studie für nicht direkt vergleichbar mit den Ergebnissen von Pisa 2000 und 2003. Ob sich die Leistungen der deutschen Schüler seit dem Pisa-Schock 2000 verbessert haben, könnte sich in drei Jahren erweisen. Dann liegt der Schwerpunkt der Studie wie damals auf der Lesekompetenz.

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