Pisa-Studie: Deutsche Schüler auf Platz 13:Besserer Listenplatz, wenig Fortschritte

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Eigentlich sollte die neue Pisa-Studie erst in der kommenden Woche veröffentlicht werden - doch bereits jetzt werden Details bekannt: Deutsche Schüler schneiden im Bereich Naturwissenschaften demnach besser ab als vor drei Jahren. Allerdings hat die Sache einen Haken.

Deutschland ist bei der neuen Pisa-Schulstudie mit dem Schwerpunkt Naturwissenschaften auf Rang 13 gelandet. Ein Sprecher der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bestätigte gestern den 13. Rang. An der Untersuchung des Wissens von 15-Jährigen hatten 57 Staaten teilgenommen. Damit schnitt Deutschland besser als bei der vorherigen Studie ab - 2003 lag Deutschland noch auf Platz 18.

Der OECD-Sprecher betonte aber, dass dies nicht als Aufstieg zu sehen sei. Bei den Naturwissenschaften sei umfassender getestet worden. OECD-Bildungskoordinator Andreas Schleicher sagte tagesschau.de, die Tests seien wegen ihrer geänderten Aufgabenstruktur nicht vergleichbar.

Das jüngste Testverfahren habe bestimmte Stärken von deutschen Schülern begünstigt. Die umfassenden Pisa-Ergebnisse sollen am Dienstag kommender Woche vorgestellt werden. Finnland konnte seinen ersten Rang erneut behaupten. Die OECD untersucht bei Pisa die Leistungen 15-jähriger Schüler.

Lehren aus dem Iglu-Test

Die Tests der internationalen Vergleichsstudie werden regelmäßig im Abstand von drei Jahren für die Bereiche Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften vorgenommen. Dabei werden jeweils unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Bei der aktuellen Studie sind dies die Naturwissenschaften.

Das mittelmäßige Abschneiden der deutschen Schüler bei den ersten beiden Pisa-Studien hatte heftige Debatten über das deutsche Schulsystem ausgelöst.

Unterdessen kommentierten deutsche Bildungspolitiker das gute Abschneiden deutscher Grundschüler im Iglu-Test. Die Bundesländer wollen auch nach dem guten Ergebnis die Reformen im deutschen Bildungssystem weiter vorantreiben. Man dürfe mit den Reformanstrengungen nicht nachlassen, sagte die Koordinatorin der unionsgeführten Länder, Hessens Kultusministerin Karin Wolff (CDU). "Was mit Ländern geschieht, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen, kann in der Iglu-Tabelle nachgelesen werden", so Wolff weiter.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD), die für die SPD-regierten Länder spricht, sagte, man dürfe nicht in den Anstrengungen nachlassen, "allen Kindern in Deutschland eine möglichst gute Basis für ihren weiteren Bildungsweg zu verschaffen". Nach der am Mittwoch offiziell vorgestellten zweiten internationalen Iglu-Grundschulstudie können Deutschlands Grundschüler mit ihrer Leseleistung im weltweiten Vergleich gut mithalten.

Sie belegten Rang elf unter 35 Nationen und zehn Regionen. Damit landeten die deutschen Viertklässler auf dem gleichen Platz wie beim ersten Iglu-Test 2001. Bei der Punktezahl zum Leseverständnis konnten sie etwas zulegen.

Soziale Ungerechtigkeit

Gleichzeitig wird die deutsche Schule aber sozial immer ungerechter. Demnach fällt es Zehnjährigen aus der Oberschicht immer leichter, selbst bei weit unterdurchschnittlichen Leistungen eine Empfehlung ihrer Grundschule für den Besuch des Gymnasiums zu erhalten. Von einem Kind aus einem einfachen Arbeiterhaushalt dagegen werden dafür Spitzenleistungen verlangt.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zog daraus den Schluss, Deutschland könnte zur internationalen Bildungselite gehören, "wenn der Unfug mit der frühen Aufteilung der Kinder in unterschiedlich anspruchsvolle Schulformen endlich aufhörte und die Grundschullehrkräfte bei der individuellen Förderung der Kinder besser unterstützt würden". Auch diese Studie belege erneut die fehlende Chancengleichheit in Deutschland, bedauerte die GEW-Vizevorsitzende Marianne Demmer.

Dies kritisierte auch der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Ludwig Eckinger. Für den Lernerfolg in der Grundschule werde die frühkindliche Bildung und Erziehung immer wichtiger. Eckinger forderte daher: "Wir müssen in Deutschland allen Kindern einen gebührenfreien Zugang zum Kindergarten ermöglichen. Kindergärten müssen als Bildungseinrichtung anerkannt werden."

© dpa/AFP/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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