Nordrhein-Westfalen:Pannenfreies Zentralabitur

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Nach Fehlern in den Vorjahren überprüft diesmal eine unabhängige Kommission das nordrhein-westfälische Zentralabitur. Die Steuerzahler kostet das 500.000 Euro.

Das dritte nordrhein-westfälische Zentralabitur soll nach den Pannen in den beiden Vorjahren ohne wesentliche Fehler ablaufen. Dafür hat eine unabhängige Kommission im Vorfeld die Aufgaben in 19 von insgesamt 80 Fächern überprüft.

Schülerinnen und Schüler des Görres-Gymnasiums in Düsseldorf bei der Abiturprüfung. (Foto: Foto: dpa)

"Dicke Hunde sollten eigentlich nicht mehr drin sein", sagte der Dortmunder Bildungsforscher und Leiter des Kommission, Prof. Wilfried Bos, am Freitag in Düsseldorf. "Das sind die best geprüften Abituraufgaben, die es in Deutschland je gegeben hat."

Schulministerin Barbara Sommer (CDU) sicherte allen Abiturienten zu, dass sie keine Nachteile erleiden, falls sich dennoch Fehler in die insgesamt 1150 Aufgaben eingeschlichen haben sollten. Im Zentralabitur 2008 hatten 1800 Schüler die Mathematik-Klausuren wegen fehlerhafter Aufgaben wiederholt. Die Kommission koste 500.000 Euro pro Jahr, berichtete Sommer.

Dies sei dem Steuerzahler nicht zu vermitteln, kritisierte die Vizevorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Ute Schäfer. Sommer versuche, sich aus ihrer politischen Verantwortung für Abitur-Pannen herauszukaufen. Auch die Grünen bewerteten die externe Begutachtung der Aufgaben als Ablenkungsmanöver, um von Fehlern des Ministeriums und schlechtem Krisenmanagement abzulenken. Sommer wies dies zurück.

Die Kosten für einwandfreie und qualitativ hochwertige Aufgaben lägen umgerechnet bei 6,58 Euro pro Abiturient. "Diese Summe sollten uns unsere Abiturienten wert sein." An den Abituraufgaben für die Gymnasien, Gesamt- und Waldorfschulen sowie Weiterbildungskollegs haben in NRW 180 Fachleute des Schulministeriums gearbeitet. Weitere Experten waren mit den Aufgabenstellungen für die Berufskollegs beschäftigt.

In der unabhängigen Kommission haben insgesamt 105 Wissenschaftler und Lehrer die Aufgaben inhaltlich, didaktisch und auf korrekte Rechtschreibung überprüft. Dafür bildeten die Sachverständigen 21 Fachgruppen - für die Fächer Mathematik und Informatik sogar jeweils zwei. Die Fehlerquote sei sehr unterschiedlich gewesen, berichtete Bos. "Zwischen Nichts und ein Viertel der Aufgaben." Dabei habe es keinen Unterschied zwischen sprachlichen und mathematisch- naturwissenschaftlichen Fächern gegeben.

Das Niveau des nordrhein-westfälischen Zentralabiturs liege keinesfalls unter dem Niveau anderer Bundesländer, sagte Bos. "Die nordrhein-westfälischen Aufgaben hatten immer einen hohen Standard", betonte der Leiter des Instituts für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund.

Oktaeder des Grauens

Bei der Überprüfung sei nicht nur auf Fehler geachtet worden, sagte Sommer. Eine wichtige Fragestellung sei gewesen, ob es für alle Schüler gleichermaßen möglich sei, den Aufgaben Sinn zu entnehmen. So sei etwa im Vorfeld eine Abituraufgabe in einer Sprache aussortiert worden, weil sie gleichzeitig viel historisches Wissen voraussetzte, das möglicherweise nicht an allen Schulen in dem Fach gleichermaßen vermittelt wurde.

Im vergangenen Jahr hatten sich viele Abiturienten mit einer Mathematik-Aufgabe überfordert gefühlt, die als "Oktaeder des Grauens" Schlagzeilen machte. Sommer appellierte an die Lehrer, nicht zu zögerlich mit der Erteilung der vollen Punktzahl umzugehen. In den vergangenen Jahren sei aufgefallen, dass die Lehrer ihren Abiturienten eher selten Bestleistungen attestieren. "Es ist wichtig, die ganze Bandbreite auszuschöpfen."

Am Zentralabitur 2009 nehmen in NRW 76 000 Schüler teil. Am Dienstag beginnen sie mit den schriftlichen Prüfungen im Fach Deutsch. Die letzten schriftlichen Prüfungen sind am 8. Mai in Chemie. Anschließend folgen Nachschreibe-Termine für erkrankte Schüler und die mündlichen Prüfungen, die bis zum 24. Juni abgeschlossen sein sollen. Am 27. Juni warten die begehrten Abiturzeugnisse auf die Absolventen.

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