Modedesign:Nichts für Träumer

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Für diesen Beruf reicht Talent allein nicht aus. Angehende Modedesigner müssen sich durchsetzen können, um nach oben zu kommen.

Karl Lagerfeld und Jil Sander gehören zu den großen der Modebranche. Sie sind Vorbilder für junge Männer und Frauen, die ebenfalls Designer werden möchten. Doch der Weg zum Traumberuf Modedesigner ist vielfältig: Die Palette der Ausbildungsmöglichkeiten reicht von der Privatschule bis zur Universität.

Gute Schneiderkenntnisse sind für Modedesign-Studenten unverzichtbar. (Foto: N/A)

Der Titel "Modedesigner" ist nicht geschützt. Viele Quereinsteiger führen ihn ohne Ausbildung, weiß Nora Kühner, Geschäftsführerin des Verbandes Deutscher Mode- und Textildesigner in München. Rund 200 Beratungsgespräche führt Kühner pro Jahr. Sie empfiehlt am ehesten die Ausbildung an einer Fachhochschule. Diese bieten Kühner zufolge das größte Spektrum. Aber auch unter den privaten Schulen gebe es gute Adressen. Wichtig sei, sich genau zu informieren. Nicht schaden könne zudem eine Schneiderlehre vor der Design-Ausbildung.

Herzenswünsche

Wer an einer Universität oder Privatschule Designer lernen will, muss meist erst eine Aufnahmeprüfung bestehen. Gefordert wird eine künstlerische Hausarbeit. Danach folgt oft noch ein Bewerbungsgespräch. "Dabei geht es darum herauszufinden, ob die Berufswahl überhaupt der Herzenswunsch des Bewerbers ist", sagt Martina Vogt, Fachleiterin für Modedesign im Lette-Verein. An ihrer Schule übersteigt - wie auch anderswo - die Zahl der Bewerbungen die der freien Studienplätze zum Teil bis um das Zehnfache.

Drei Jahre dauert in der Regel die Ausbildung an privaten Schulen oder Berufsfachschulen. Meist acht Semester sind es bis zum Diplom an Universitäten und Fachhochschulen.

Vor allem an Privatschulen kommt einiges an Kosten auf die Studierenden zu: 880 Mark pro Monat verlangt zum Beispiel die Akademie Mode Design in Hamburg, München und Düsseldorf. Für die Ausbildung an vielen Schulen kann jedoch eine finanzielle Unterstützung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz beantragt werden.

Wille zum Erfolg

Der Ausbildungsstoff variiert je nach Schule. An der Akademie Mode Design in Düsseldorf steht nach Angaben der künstlerischen Leiterin, Gabriele Orsech, "Avantgarde" im Mittelpunkt: "Bei uns darf experimentiert werden, denn die Firmen suchen Ideen-Spucker."

Die Hochschule der Künste (HdK) in Berlin lockt mit der britischen Stardesignerin Vivienne Westwood als Professorin. Der Lette-Verein wiederum legt vor allem Wert auf eine Ausbildung "vom Entwurf bis zur Fertigung", erläutert Fachleiterin Vogt. Zum Teil sind Praktika Pflicht, zumindest aber sind sie erwünscht.

Einigkeit herrscht darüber, dass vom Modedesigner mehr erwartet wird als nur gut zeichnen zu können. Neben kreativem Talent gehört laut Kühner "Biss" dazu - Durchsetzungsvermögen und der Wille zum Erfolg. "Chaoten mit guten Einfällen, die aber nichts zu Ende bringen, sind bei uns nicht gut aufgehoben", warnt Friedhelm Sartoris, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Bekleidungsindustrie in Köln.

Gespür für Trends

Die Bekleidungsindustrie stellt den Großteil der Arbeitsplätze für Modedesigner. Einige Absolventen machen sich selbstständig, andere kommen bei Film, Oper, Theater, in der Werbung oder auch im Modejournalismus unter. Nur wenige schaffen es in die Riege der international anerkannten Stardesigner, stellt Nora Kühner klar.

Entsprechend müssten künftige Designer auf ihren Beruf vorbereitet werden, sagt Sartoris, dessen Verband Hersteller wie Escada, Seidensticker, Boss und Betty Barclay angehören. Dazu gehöre es, ein Gespür für Modetrends zu entwickeln und die Fähigkeit, diese in tragbare Kleidung umzusetzen - angepasst an den jeweiligen Stil des Hauses. "Wir achten darauf, im Laufe der Ausbildung die Träume gerade zu rücken", bestätigt Willemina Hoenderken, Mode-Professorin an der Fachhochschule Bielefeld. "Und wir können einiges zurechtrücken, ohne alle Träume zu zerstören."

Die Berufsaussichten für Modedesigner sind nach Aussage der Verbände nicht rosig. "Es gibt zu viele", stellt Friedhelm Sartoris fest. Akademieleiterin Orsech berichtet auf der anderen Seite von einer guten Vermittlungsquote. Und nach Angaben von Hoenderken haben fast alle ihre Absolventen binnen eines halben Jahres eine Stelle gefunden. "Der Job schwimmt auf keinen zu, man muss ihn sich erobern", macht Silvia Schüller, Dozentin an der HdK in Berlin, ihren Studenten Mut.

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