Mehr Geld für Stipendien:Studium de luxe

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Bafög muss zurückgezahlt werden, Studienkredite auch - aber es geht auch einfacher. Denn die Bundesregierung spendiert mehr Geld für Stipendien.

Tanjev Schultz

Nie zuvor war es für gute Studenten in Deutschland so leicht, ein Stipendium zu erhalten. Wie die Bundesregierung an diesem Montag offiziell verkünden will, wurden 2008 insgesamt 20.765 Studenten von einem der elf Begabtenförderwerke unterstützt, die ihr Geld überwiegend aus dem Bundeshaushalt beziehen. Vor drei Jahren, als die große Koalition startete, gab es nur 13.415 Stipendiaten. Das Bildungsministerium hat seitdem die Mittel von 80 auf 113 Millionen Euro erhöht, im kommenden Jahr sollen noch einmal 20 Millionen dazukommen.

Es ist ihr eine Herzensangelegenheit, Studenten mehr Stipendien anzubieten: Bildungsministerin Annette Schavan. (Foto: Foto: Getty Images)

Für Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) handelt es sich um eine Herzensangelegenheit. Sie arbeitete einst für die bischöfliche Studienförderung, Anfang der neunziger Jahre stand Schavan sogar an der Spitze des Cusanuswerks. Das war zu einer Zeit, als die Förderorganisationen, die von Kirchen, Gewerkschaften, der Wirtschaft und den parteinahen Stiftungen betrieben werden, finanzielle Sorgen hatten. Der Bund hatte die Mittel gekürzt, vor ihnen liege eine "Durststrecke", beklagte damals ein Vertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Mittlerweile können die Förderwerke wieder aus dem Vollen schöpfen; mitunter haben sie sogar Mühe, gute Kandidaten für ihre Stipendien zu finden. Die CDU-nahe Adenauer-Stiftung, die ebenso wie die anderen parteinahen Stiftungen von Stipendiaten keineswegs ein Parteibuch verlangt, versucht nun verstärkt, unentdeckte Talente aufzuspüren, zum Beispiel, indem sie Gymnasien mit hohem Migrantenanteil kontaktiert.

Neuerdings können Stipendien auch schon im ersten Semester fließen, die Friedrich-Naumann-Stiftung nennt das Probestipendium. Zuvor war erst vom dritten Semester an eine Förderung möglich. Die Studienstiftung des deutschen Volkes, für die man bisher vorgeschlagen werden musste, will Selbstbewerbungen zulassen und dafür einen "Begabungstest" anbieten, der die Schulnoten relativieren könnte. Schon jetzt betonen Stipendiengeber, gute Zensuren seien nicht alles. Wichtig ist ihnen soziales Engagement.

Stipendiaten erhalten bis zu 585 Euro im Monat, die Summe richtet sich wie beim Bafög nach dem Einkommen der Eltern, Stipendiaten brauchen aber später nichts zurückzuzahlen. Außerdem erhalten sie ein sogenanntes Büchergeld von 80 Euro, unabhängig davon, ob die Eltern Millionäre oder Hartz-IV-Empfänger sind. Dazu kommt die ideelle Förderung durch Seminare und Mentoren.

Trotz des Zuwachses ist der Kreis der Stipendiaten weiterhin klein: 2005 lag ihr Anteil bei 0,7 Prozent, nun sind es 1,1 Prozent, womit Schavan ihr Versprechen, die Quote bis Ende der Legislaturperiode auf ein Prozent zu bringen, eingelöst hat. Rechnet man noch die Stipendien kleinerer Organisationen hinzu, erhalten zwei bis drei Prozent aller Studenten ein Stipendium. Die meisten müssen sich mit Bafög, Geld der Eltern und Nebenjobs begnügen.

Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart würde das Stipendiensystem gerne massiv ausweiten. Ihm schweben für die besten zehn Prozent 300 Euro im Monat vor - unabhängig vom Einkommen der Eltern. SPD-Politiker wenden ein, dies würde vor allem den ohnehin privilegierten Kindern von Akademikern nützen. Sie regen an, lieber spezielle Stipendien zu vergeben, etwa für Migranten, die Lehrer werden wollen. Die Politiker hoffen dabei auch auf Hilfe aus der Wirtschaft. Gerade in der Finanzkrise seien Investitionen in die Bildung künftiger Arbeitskräfte wichtig, mahnt Ministerin Schavan.

© SZ vom 29.12.2008/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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