Managerinnen:Von Cola-Karrieren und Himmelfahrtskommandos

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In zwei Bereichen gibt es erstaunlich viele Top-Managerinnnen: Bei Limonadenherstellern und stark angeschlagenen Konzernen.

Barbara Bierach

Frauen haben in Amerikas Getränkeindustrie einen festen Platz, und sie sind dort oft ganz besonders erfolgreich. Beispielsweise Mary Minnick, bei Coca-Cola zuständig für Marketing, Strategie und Innovation, also fast für alles, was den ziemlich angeschlagenen Konzern wieder nach vorne bringen könnte.

Cola trinken für die Karriere? (Foto: Foto: ddp)

Oder Indra Nooyi, neue Vorstandsvorsitzende von Pepsico. Mit diesem Job ist sie in der neuesten Liste der einflussreichsten Frauen der Welt, die das US-Magazin Forbes jährlich veröffentlicht, gleich mal auf Platz vier gelandet - nach Kanzlerin Angela Merkel, US-Außenministerin Condoleezza Rice und der chinesischen Vizekanzlerin Wu Yi.

Bei Pepsi sprudeln die Topmanagerinnnen nur so

Pepsi hat es in sich: Das Unternehmen produziert weibliche Topmanager wie eine frisch geöffnete Flasche Cola Sprudelblasen. Brenda Barnes beispielsweise: Nach 22 Jahren bei Pepsico dient sie jetzt bei Sara Lee als Vorstandsvorsitzende.

Dieser Lebensmittel- und Textilkonzern setzte im vergangenen Jahr fast 20 Milliarden Dollar um. Oder Irene Rosenfeld, zuletzt Chefin der Abteilung Snacks und Chips von Pepsi, die im Juli antrat, den Lebensmittelkonzern Kraft Foods wieder auf Trab zu bringen.

Kritiker räsonieren, dass Frauen immer nur eine Chance kriegen, wenn die Suppe schon angebrannt ist. Pepsi floriert zwar, aber sowohl Coca-Cola als auch Sara Lee oder Kraft Foods haben schon bessere Zeiten gesehen.

Wenn alles verloren scheint, dürfen die Frauen ran

Es gibt sogar eine Studie von der britischen University of Exeter, die bestätigt, dass Managerinnen vor allem dann ans Ruder kommen, wenn ein Unternehmen kurz vor dem Zusammenbruch steht und die Gefahr des Scheiterns entsprechend groß ist. Heißt im Klartext: Wenn den Männern das Pflaster zu heiß wird und keiner mehr bereit ist, auf diesem Himmelfahrtskommando seine Karriere zu ruinieren.

Doch Frauen haben bekanntlich keine Angst vor schweren Geburten, was dieselbe Studie beweist. 63 Prozent der weiblichen Chefs, die von den englischen Forschern unter die Lupe genommen wurden, verbesserten innerhalb von fünf Monaten das Unternehmensergebnis.

Je gemischter die Führung, desto größer der Erfolg

Das passt zu Untersuchungen aus den Vereinigten Staaten, die belegen, dass Konzerne, die von einem gemischten Team geführt werden, im Schnitt erfolgreicher sind als solche, in denen überwiegend Anzugträger entscheiden.

Womit wir wieder bei Pepsi wären. Jeder vierte Manager des Konzerns ist weiblich, ebenso wie sechs der zwölf höchstrangigen Angestellten. Ihr Erfolg ist greifbar. Im vergangenen Jahr gelang sogar, was vielen lange undenkbar schien: Pepsi überholte Coca-Cola im Börsenwert.

Wer Frauen fördert, bekommt mehr Geld

Vielleicht ist der Genuss der Brause ja wirklich gut für Führungsfrauen. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass kluge Politik dem Unternehmen half, das volle Potenzial der Mitarbeiter zu nutzen. Seit dem Jahr 2001 gilt bei Pepsi nämlich die Regel, dass 50 Prozent der neu eingestellten Mitarbeiter weiblich oder Angehörige einer Minderheit sein müssen. Manager kriegen ihren vollen Bonus nur, wenn sie diese Mitarbeiter auch fördern.

Die Idee dazu hatte übrigens ein Mann, der für das operative Geschäft zuständige Steven Reinemund, der nun das Zepter an Indra Nooyi übergibt. Nach eigenem Bekunden tut er das aber nur, weil sie eine geniale Strategin ist - und nicht wegen des neuerdings im Hause erwünschten Hormonstatus.

© SZ vom 02.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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