Lehrstellenmarkt:Ausbildungslücke größer als im vergangenen Jahr

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Der zwischen Regierung und Wirtschaft vereinbarte Ausbildungspakt hat bisher keine erkennbare Wirkung gezeigt. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hofft auf viele Nachvermittlungen bis Dezember.

Trotz des zwischen Regierung und Wirtschaft geschlossenen Ausbildungspakts ist die Lage auf dem Lehrstellenmarkt weiter deutlich angespannter als vor einem Jahr. Ende August standen 50.300 unbesetzten Ausbildungsplätzen 182.100 noch unvermittelte Bewerber gegenüber. Das teilte die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) mit. Damit lag die rechnerische Lehrstellenlücke bei 131.800 und war "deutlich größer" als vor einem Jahr, erklärte die BA.

182.100 Bewerber für 50.300 Plätze: Die Situation ist angespannt. (Foto: Foto: ddp)

Hauptverantwortlich für die Situation ist demnach die rückläufige Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze. Zum Beginn des Ausbildungsjahres im Oktober 2004 werden 480.000 Lehrstellen angeboten und damit 30.800 weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig steigt die Zahl der Bewerber leicht um 17.000 an. Der stellvertretende BA-Chef Heinrich Alt mahnte, dass bis zum Beginn des Ausbildungsjahres nur noch wenig Zeit bleibe. "Aus diesem Grund sind die Anstrengungen zu verstärken, um die Verabredungen des Ausbildungspaktes einzuhalten."

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) rechnet am 1. Oktober mit einer Ausbildungslücke von eher 30.000 als 20.000. "Damit kommt der Nachvermittlung in den letzten drei Monaten des Kalenderjahres herausragende Bedeutung zu", sagte Clement in Berlin.

Das Ziel, jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz, eine Einstiegsqualifikation anzubieten oder ein anderes adäquates Angebot machen zu können, sei erreichbar. "Dafür spricht vor allem, dass in diesem Jahr erstmals eine durch den Ausbildungspakt vereinbarte, verbindliche Nachvermittlungsaktion stattfinden wird."

Gewerkschaften fordern Ausbildungsplatzabgabe

Angesichts der vielen Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, forderten mehrere Gewerkschaften erneut von der Bundesregierung, 2005 eine Ausbildungsplatzabgabe einzuführen.

Der stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Frank Werneke sagte der Berliner Zeitung, sollten sich Schätzungen bestätigen, wonach zum 1. Oktober 20.000 bis 30.000 Jugendliche keine Lehrstelle haben, dann seien die Regierungsfraktionen in der Verantwortung, die gesetzliche Umlage im kommenden Jahr einzuführen. Ähnlich äußerten sich in derselben Zeitung führende Funktionäre von IG Metall und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Werneke betonte, dass entgegen den Versprechen der Wirtschaft in diesem Jahr höchstwahrscheinlich weniger betriebliche Ausbildungsplätze statt mehr angeboten werden.

Die Bundesregierung hatte im Sommer beschlossen, die umstrittene Abgabe zu Gunsten des Ausbildungspaktes vorerst auf Eis zu legen. Darin hatte sich die Wirtschaft verpflichtet, jährlich 30.000 Lehrstellen zu schaffen.

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