Lebenskunst ist ...:Sieger in die Schranken zu weisen

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Obersieger erklären ständig, wie einfach es doch ist, reich, schön und glücklich zu werden. Wie begegnet man solchen Zeitgenossen?

Stefan F. Gross

Die Könige der Stimmungsräuber sind die Obersieger. Wer ihnen begegnet, hat nur drei Möglichkeiten, um nicht den Verstand zu verlieren. Entweder er verfügt über stabile Ohrstöpsel. Oder er kann sehr schnell rennen. Oder aber er besitzt praktische Lebenskunst!

Obersieger prahlen gern damit, schon vor der Arbeit Sport getrieben zu haben. (Foto: Foto: iStockphoto)

Aber im Einzelnen. Das Hauptmerkmal der Obersieger ist ihre Gewohnheit, der gesamten Welt mit größter Lässigkeit zu erklären, wie einfach es doch ist, reich, schön und glücklich zu werden. Ein Fingerschnipsen genügt, um Blei in Gold zu verwandeln. Typische Sätze von Obersiegern klingen etwa wie "wenn man sich mit Aktien auskennt, dann ist der Kauf einer Villa in Starnberg nur eine Frage von ein paar Wochen" oder "das Schöne an Segelyachten ist, dass man beim Innenausbau viel Geld sparen kann."

Texte dieser Art produzieren sie im Minutentakt, während man sich selbst gleichzeitig immer mehr wie ein unbedeutendes, armes Würstchen vorkommt, dem im Leben so gut wie nichts gelungen ist und wohl auch nie mehr etwas Richtiges gelingen wird.

Die zerstörerische Wirkung der Obersieger ist also deshalb so groß, weil sie ihren Gesprächspartner insgesamt destabilisieren. Sie rauben ihm nicht nur die Stimmung, sondern darüber hinaus auch sein Selbstbewusstsein.

Nehmen Sie Obersieger nicht ernst

Da hilft es einem dann auch wenig, wenn man bei einem späteren Treffen erfährt, dass die Aktien nicht steil gestiegen, sondern tief gefallen sind und dass anstelle der Segelyacht ein Hometrainer angeschafft wurde.

Der Obersieger wird auch diese Entwicklung auf gewohnte Weise kommentieren: "Wer jetzt in den Markt einsteigt, dem winken riesige Renditen" und "ich radle jetzt täglich um 6:00 Uhr früh eine Pyrenäen-Etappe, hilft mir auch sehr gegen den Jetlag bei meinen New York-Flügen!"

Wie aber schützen Sie sich vor Zeitgenossen dieser Art? Hier drei wichtige Empfehlungen:

Nehmen Sie Obersieger nicht ernst. So sehr sie auch auftrumpfen, in Wahrheit sind es bedauernswerte Gestalten, voller Minderwertigkeitskomplexe und Geltungszwang. Und von dem, was sie erzählen, darf man nur ein Drittel glauben (wenn überhaupt).Lassen Sie sich nie auf eine längere Diskussion ein, in der Hoffnung, der Obersieger könnte zu einem normalen Verhalten finden. Tut er nie. Versuchen Sie erst Recht nicht, dagegenzuhalten. Jedes Wort von Ihnen verwendet der Obersieger als neue Munition.Beenden Sie das Gespräch also zügig, am besten mit einem Satz, von dem der Obersieger nicht zu 100 % wissen kann, wie er gemeint ist: "Das waren die aufschlussreichsten Informationen für mich seit langem. Ich gratuliere Ihnen von Herzen. Vielen Dank!" Dann verabschieden Sie sich: "Leider habe ich jetzt eine wichtige Verabredung. Auf Wiedersehen."

Stefan F. Gross ist Managementdozent, Autor und Kolumnist. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der Verbindung von beruflichem Erfolg mit persönlicher Lebenskunst. Seine Kolumne "Lebenskunst" erscheint jeden Dienstag auf sueddeutsche.de.

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