Einmal erzählte uns in Griechenland ein Surf- und Wasserskilehrer von seinem schönsten Trainingserfolg bei einem Hotelgast: "Es war ein netter Herr von etwa siebzig Jahren, der schon sein ganzes Leben Wasserski lernen wollte. Er war nicht besonders sportlich und ist anfangs bei keinem Versuch aus dem Wasser gekommen. Aber er hat nicht aufgegeben. Und am dritten Tag hat er es dann tatsächlich geschafft. Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr er gestrahlt hat. Wir haben uns beide riesig gefreut!"
Was das mit dem heutigen Thema zu tun hat? Es gibt Menschen, die bereits mit Mitte Dreißig jede Art von Neugier und Spontanität verloren zu haben scheinen. Für sie ist das Leben kein Abenteuer, bei dem es auch im Alltag immer wieder Neues zu entdecken gibt, sondern eine Fahrt auf starren Schienen, bei der die nächste Haltestelle bereits auf Wochen im Voraus festgelegt ist.
Wehe also, ein Familienmitglied oder Freund schlägt einem Menschen dieser Art vor, aus der Routine auszubrechen und etwas Neues auszuprobieren. Eine spezielle Freizeitaktivität. Eine andere Sportart. Ein neu eröffnetes Restaurant. Einen ungewohnten Kleidungsstil. Was es auch ist, als Antwort kommt eine Flut von Ausweich- und Ausfluchtargumenten: "Das habe ich noch nie gemacht. Das interessiert mich nicht. Das will ich nicht. Das brauche ich nicht. Das lohnt sich nicht. Das kann ich nicht. Dazu habe ich keine Lust."
Eingefahrene Denk- und Verhaltensbahnen
Umso größer ist dann üblicherweise das Erstaunen der betreffenden Personen, wenn sie sich überwunden haben und dem Vorschlag des anderen doch gefolgt sind: "Das war ja toll! Warum habe ich das nicht schon viel früher probiert? Das mache ich ab jetzt viel öfter!"
Erhalten Sie sich also in Ihrem Leben Ihre Neugier auf Neues! Verlassen Sie öfter als bisher die eingefahrenen Denk- und Verhaltensbahnen. Sagen Sie nicht einfach "Nein" zu einer bestimmten Idee, nur weil Sie sich mit dem Thema bisher noch nicht beschäftigt haben, weil Sie das Vorurteil haben, dass Ihnen die Angelegenheit nichts bringt oder weil Sie sich "zu alt" dafür fühlen.
Machen Sie sich vielmehr klar, was Sie mit mehr Spontanität und mit mehr Mut zu Neuem gewinnen: Sie bringen mehr Abwechslung in Ihr Leben. Sie erhalten sich Ihre Lern- und Veränderungsfähigkeit. Sie werden interessanter für Ihre Mitmenschen. Und, als Summe davon, Sie fördern aktiv Ihre Lebensfreude und Ihren Lebensgenuss!
Schreiben Sie uns also bitte: Über welche neue oder spontane Aktivität haben Sie sich in letzter Zeit besonders gefreut? Was möchten Sie bald einmal Neues starten oder testen?
Stefan F. Gross ist Managementdozent, Autor und Kolumnist. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der Verbindung von beruflichem Erfolg mit persönlicher Lebenskunst. Seine Kolumne "Lebenskunst" erscheint jeden Dienstag auf sueddeutsche.de.