Lebenskunst ist ...:... seine Gesundheit zu schützen

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Im Herbst sollte man Abstand halten zu kranken Kollegen und Rotznasen. Doch wie wahrt man Distanz, ohne unhöflich zu sein?

Stefan F. Gross

Es gibt Menschen, die möchte man am liebsten auf den Mond schießen: Berufliche Partner, die einem zur Begrüßung ausgiebig die Hand schütteln und sofort danach erzählen, dass sie seit Tagen nicht schlafen, weil sie wegen ihrer hartnäckigen Bronchitis ständig Hustenattacken bekommen.

Oder Freunde, die einem mit Küsschen um den Hals fallen, und anschließend mit triefender Nase erklären, dass es sich bei ihrer Erkältung um die schlimmste handelt, die sie sich seit Jahren eingefangen haben.

Oder Personen, die noch nie etwas von der Erfindung des Taschentuchs gehört zu haben scheinen und die ihre bakterienverseuchte Rotze unter explosionsartigen Geräuschen direkt in ihre Hand donnern, und zwar grundsätzlich in ihre rechte.

Dem Nachbarn mitten ins Gesicht husten

Das Unangenehme ist, dass es sich dabei keineswegs um Ausnahmen handelt. Im Gegenteil. Wenn man sich ein wenig umsieht, dann bekommt man manchmal den Eindruck, dass die rücksichtslose Weitergabe der eigenen Krankheitskeime gerade in den Herbst- und Wintermonaten zum Volkssport wird.

In der Straßenbahn dem Stehplatznachbarn mal eben mitten ins Gesicht husten? Na klar, geht ja auch nicht anders, mit der einen Hand muss man schließlich den Haltegriff umklammern und die andere braucht man für die Einkaufstüten!

Aber noch mehr. Wenn man als Betroffener versucht, ein wenig Distanz zu wahren, bekommt man kein Verständnis, sondern dumme Sprüche. Wehe, man wagt es, den besagten Begrüßungsküsschen auszuweichen. Schon ist man unten durch: "Stell Dich nicht so an, Du wirst schon nicht dran sterben!"

Nein, dass nicht. Aber man wird sich möglicherweise anstecken und dann ebenfalls die "schlimmste Erkältung seit Jahren" am Halse haben. Und das, obwohl man es leicht hätte verhindern können.

Verzichen Sie auf Küsschen

Machen Sie dieses Spiel also nicht länger mit. Schützen Sie Ihre Gesundheit stärker vor der Gedanken- oder Rücksichtslosigkeit anderer. Es geht ja nicht darum, die Dinge zu übertreiben. Aber achten Sie darauf, wie jemand aussieht, bevor Sie ihm zu nahe kommen.

Ersetzen Sie einen Händedruck bei Bedarf durch ein liebenswürdiges Lächeln und eine charmante Verbeugung. Verzichten Sie in Erkältungszeiten auf Küsschen. Halten Sie in öffentlichen Verkehrsmitteln nach Möglichkeit mehr Abstand. Benutzen Sie auf Reisen desinfizierende Erfrischungstücher.

Und lassen Sie sich von dummen Kommentaren nicht beirren. Es ist schließlich Ihre Gesundheit, um die es geht. Man kann nicht völlig vermeiden, dass es einen "erwischt". Wenn man aber bedenkt, wie unangenehm eine intensive Erkältung oder ein starker Husten sind und wie lange sie einen lahm legen, dann ist etwas mehr Umsicht eben doch eine gute Idee!

Stefan F. Gross ist Managementdozent, Autor und Kolumnist. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der Verbindung von beruflichem Erfolg mit persönlicher Lebenskunst. Seine Kolumne "Lebenskunst" erscheint jeden Dienstag auf sueddeutsche.de.

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