Lebenskunst ist ...:Kein Familienstreit zu Weihnachten

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Einerseits gilt Weihnachten als "Fest der Liebe". Andererseits liefern aber gerade die Weihnachtstage eine Gelegenheit nach der anderen, um sich im Familienkreis gegenseitig an die Gurgel zu gehen.

Stefan F. Gross

Erzählung eines Geschäftsfreundes vor ein paar Tagen: "Wir sind Heiligabend immer bei meinen Eltern. Dieses Jahr wollte ich mit meiner Frau und meinen Kindern in die Skiferien. Als ich meiner Mutter davon erzählte, war sie so beleidigt, dass drei Wochen Funkstille herrschte. Jetzt lassen wir das mit dem Skifahren und gehen doch wieder zu meinen Eltern."

Die Zahl der Streitauslöser an Weihnachten ist riesig. Bei manchen Familien fangen die Konflikte schon beim Baum an. (Foto: Foto: dpa)

Erzählung von Freunden am Wochenende: "Wir haben uns heute mit dem Taufpaten unserer älteren Tochter verkracht. Seine Frau wollte ihr zu Weihnachten ein Zeitschriften-Abo schenken. Als wir ihr sagten, dass unsere Tochter diese Zeitschrift nicht so gerne liest, hat sie das als Affront empfunden. Jetzt sind beide stocksauer auf uns."

Einerseits gilt Weihnachten als "Fest der Liebe". Andererseits liefern aber gerade die Weihnachtstage eine Gelegenheit nach der anderen, um sich im Familienkreis gegenseitig an die Gurgel zu gehen.

Die Zahl der Streitauslöser ist riesig. Das Befestigen des Weihnachtsbaums in einem Christbaumständer, der konstruktionsbedingt zu allem dient, nur nicht zum Befestigen eines Christbaums: "Du hast zwei linke Hände, dass wusste ich schon immer." Das Zerlegen einer Pute, die nach fünf Stunden Ofenaufenthalt immer noch die Konsistenz von Schuhsohlen hat: "Ich habe es dir gleich gesagt, Fondue wäre besser gewesen." Der Auftritt von ungeliebten Verwandten, die man aus Gründen der Familien-Spielregeln mit einladen muss: "Wenn dein Onkel wieder von seiner Taubenzucht anfängt, dann kann ich für nichts mehr garantieren."

Machen Sie es dieses Jahr anders: Versuchen Sie gezielt, überflüssigen Streit zu vermeiden und sich die Freude an den Feiertagen zu erhalten. Hier kommen vier wichtige Regeln.

1. Keine Problemthemen In jeder Familie gibt es Reizthemen, die automatisch zu Streit führen - zum Beispiel Geldangelegenheiten, vermeintliche "Ungerechtigkeiten" oder Verhaltensfehler in der Vergangenheit. Verzichten Sie darauf, diese Themen ausgerechnet zu Weihnachten diskutieren zu wollen.

2. Sehen Sie die Dinge entspannter Es mag ja sein, dass Ihnen bestimmte Aktivitäten oder Besucher auf die Nerven gehen. Die Aktivität dauert aber nicht ewig und der Gast ist auch irgendwann wieder weg.

3. Kein Mimosenverhalten Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn jemandem Ihr Geschenk nicht gefällt oder wenn Sie selbst nichts Begeisterndes erhalten. Das sind keine Kriegserklärungen.

4. Mehr Realismus Überzogene Erwartungen führen zu Enttäuschungen und diese zu Streit. Überfrachten Sie die Weihnachtstage also nicht mit übertriebenen "Glücks- und Harmonieforderungen". Je weniger Sie versuchen, schöne Tage zu erzwingen, desto erfreulicher wird Ihr Fest werden!

Natürlich haben Sie eigene Erfahrungen und Ideen. Bitte schreiben Sie uns: Was führt in der Weihnachtszeit zu Streitereien und was tun Sie dagegen?

Stefan F. Gross ist Managementdozent, Autor und Kolumnist. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der Verbindung von beruflichem Erfolg mit persönlicher Lebenskunst. Seine Kolumne "Lebenskunst" erscheint jeden Dienstag auf sueddeutsche.de.

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