Kolumne Lebenskunst:Erkennen und schätzen Sie, was im Leben positiv ist!

Lesezeit: 3 min

Freude über das Erreichte statt Angst vor Misserfolg: Wie man das Beste aus seinen Möglichkeiten macht.

Stefan F. Gross

Lebenserfolg bedeutet immer auch, sich seine Lebensfreude und Lebenszufriedenheit zu erhalten. Dafür aber gibt es vor allem eine Regel: Steigern Sie Ihre Wahrnehmungsfähigkeit und Wertschätzung für das, was in Ihrem Leben positiv ist!

Die meisten Menschen ignorieren, worüber sie sich freuen sollten.

Vielleicht kennen Sie die Situation. Kaum begrüßt man einen Gesprächspartner mit einem fröhlichen "was für ein schöner, sonniger Tag", so kommt auch schon die Replik "ja, aber morgen soll es wieder regnen."

Mit anderen Worten und grundsätzlich gesagt: Die meisten Menschen haben eine eingeschränkte Art der Wahrnehmung und des Denkens. Sie konzentrieren sich bei der Bewertung und Beschreibung ihrer Lage ausschließlich auf die negativen Aspekte. Sie sehen, welche Probleme sie haben, was alles fehlt oder was ihnen misslingen könnte. Was sie dagegen kaum zu erkennen vermögen, ist das, was sie bereits erreicht haben, was ihnen mühelos gelingt oder was ihr Leben insgesamt bereichert.

Damit aber schädigen sie sich dreifach. Sie rauben sich die Freude an ihren Leistungen. Sie ignorieren ihre Erfolgschancen. Und sie demotivieren sich, anstatt sich Kraft und Stimmung für neue Taten zu schenken.

Machen Sie sich klar, warum das Positive so häufig untergeht.

Natürlich gibt es Gründe für dieses Verhalten. Der erste ist Hetze und Hektik. Wer ständig unter Druck ist und von Aufgabe zu Aufgabe springt, dem fehlen die Zeit und Ruhe, um zu einer ausgewogenen Sicht der Dinge zu kommen. Er sieht nur noch, welche Schwierigkeiten ihn erwarten und nicht mehr, welche Lösungen ihm offenstehen.

Der zweite Grund liegt in der Wirkungsmächtigkeit des Negativen. Ein Problem, ein Rückschlag oder ein Mangel werden von uns bewusst oder unbewusst immer auch als persönliche Gefährdung begriffen. Und das Gefühl einer Gefahr löst völlig andere Reaktionen aus, als das Empfinden, alles sei im Lot. Der Gedanke "das wird ein Erfolg" wirkt auf uns wie ein laues Lüftchen. Der Eindruck "es könnte schiefgehen" trifft uns wie eine Orkanböe.

Der dritte Grund ist Ignoranz. Wir können noch so lange und intensiv um ein Ergebnis gekämpft haben, kaum haben wir es zustande gebracht, so geht sein Glanz auch schon verloren. Je länger uns das Resultat unserer Bemühungen dann begleitet, desto geringer schätzen wir es noch. Am Anfang war es ein wertvolles Ziel, nach einigen Jahren besitzt es den Status einer banalen Selbstverständlichkeit. Erst, wenn es wieder weg ist, beginnen wir zu schreien. "Ein Tor erkennt, was er in den Händen hielt, als trefflich erst, wenn es verloren ist", so umschrieb der griechische Dichter Sophokles diese Denkweise schon vor über 2.000 Jahren.

Ändern Sie Ihr Paradigma.

Es wird Zeit, neue Verhältnisse zu schaffen. Beenden Sie also die Alleinherrschaft des Negativen. Gönnen Sie sich mehr Freude an dem, was Sie geschafft haben und worauf Sie stolz sein können. Machen Sie sich bewusst, was bei Ihnen im Augenblick gut läuft und welche Vorzüge und Möglichkeiten Ihnen die aktuelle Lage bietet. Schärfen Sie Ihre Sehfähigkeit für das Positive. Nutzen Sie es, um sich zu motivieren und um zu erkennen, wie Sie das Beste aus Ihren Möglichkeiten machen.

Entwickeln Sie eine Positiv-Liste.

Schenken Sie dieser Aufgabe den Stellenwert, den sie verdient. Nehmen Sie sich die Zeit und Muße, um in Ruhe zu durchdenken, welche positiven Elemente Ihr Leben bereichern. Die folgende Checkliste soll Ihnen dabei helfen:

1. Welche Erfolge haben Sie in der Vergangenheit erzielt? Was haben Sie bereits alles geschafft? Welche Hürden haben Sie überwunden? Was liefert Ihnen die Basis für Ihren gegenwärtigen Status und die Verwirklichung Ihrer weiteren Vorhaben?

2. Welche positiven Entwicklungen gab es in den letzten 24 Monaten? Auf welchen Gebieten sind Sie vorangekommen? Welche Ziele oder Zwischenziele haben Sie erreicht? Welche Probleme konnten Sie lösen?

3. Auf welche Begabungen und Stärken können Sie sich stützen? Welche speziellen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen Sie? Worin sind Sie besonders gut oder besser als viele andere? Welche Leistungen erbringen Sie immer wieder auf souveräne Weise?

4. Welche Menschen stehen Ihnen besonders nahe? Wer schenkt Ihrem Leben Sinn und Stabilität? Über wessen Existenz freuen Sie sich ganz besonders? Auf wen würden Sie niemals verzichten wollen?

5. Welche Chancen und Gelegenheiten bietet Ihnen die Gegenwart? Welchen Zielen können Sie näherkommen? Welche Einfluss- und Machtmöglichkeiten besitzen Sie? Wessen Unterstützung können Sie gewinnen?

6. Worüber sollten Sie sich freuen, weil es nicht eingetreten ist? Welche Befürchtungen haben sich in Luft aufgelöst? Welche Rückschläge konnten Sie vermeiden? Was hätte sich weit schlechter entwickeln können, als es der Fall war?

Dokumentieren Sie Ihre Gedanken.

Halten Sie Ihre Antworten schriftlich in einem speziellen "Tagebuch" fest und aktualisieren Sie Ihre Gedanken regelmäßig.

Nutzen Sie Ihre Positiv-Liste insbesondere auch dann, wenn Sie sich einmal wieder in einer negativen Stimmung befinden. Sie werden feststellen, es hilft enorm. Zum einen deshalb, weil Sie dadurch erkennen werden, dass sich die Lage weit günstiger darstellt, als Sie glauben. Und zum anderen, weil es sich dabei um eine Maßnahme handelt, die eben nicht auf dem Feld der "Autosuggestion" und des "Schönredens" liegt, sondern auf dem einer klaren Betrachtung der Realitäten!

Stefan F. Gross ist Managementdozent und Autor der Bücher "Beziehungsintelligenz" und "Persönliche Dienstleistungskultur". Sein neuestes Werk "Life Excellence" handelt von der "Kunst, ein souveränes, erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen".

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