Karriereplanung:Konzepte gegen die Krise

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Wer sich nicht bewegt, dem passiert auch nichts - das ist mitten in der Wirtschaftskrise genau die falsche Strategie. Um im Job zu überleben, sollten Arbeitnehmer nun ihre Karriereplanung überdenken.

Die Verunsicherung angesichts der Finanzmarktkrise und drohender Rezession kann für Arbeitnehmer auch eine Chance sein. "Viele sind nun gezwungen, über ihre Karriereplanung nachzudenken", sagte die Managementberaterin Imke Keicher. Eine Krise sei oft ein guter Zeitpunkt, etwas Neues anzufangen - selbst dann, wenn der eigene Arbeitsplatz nicht direkt bedroht ist.

Entlassene Lehman Brothers-Mitarbeiter: Mitten in der Finanzkrise sollte jeder seine Karriereplanung überdenken. (Foto: Foto: ap)

"Krisen sind wie ein Checkpoint, an dem man überprüft, ob man alles richtig gemacht hat." Man sollte sich dann fragen "Was wäre, wenn ich bald nicht mehr dazugehöre?", so die Beraterin, die im schweizerischen Rüschlikorn lebt. Die falsche Strategie sei in jedem Fall zu glauben, wer sich nicht bewegt, dem passiere auch nichts.

Langfristig planen

Und auch wer akut nichts von Auswirkungen der Finanzkrise zu befürchten hat, sei gut beraten, auf dem Radarschirm zu haben, dass sich die Arbeitswelt ständig wandelt. "Das sollte man immer in seine Zukunftsplanung aufnehmen", sagte Keicher. Die eigene Karriere sei immer weniger langfristig planbar.

Schon bei der Berufswahl sollte das eine Überlegung wert sein: "Man kann den tollsten Plan machen, sich genau an dem orientieren, was am Arbeitsmarkt gefragt ist, und nach wenigen Jahren funktioniert das schon nicht mehr", sagte Keicher. Diese "Employability"-Logik, nach der Arbeitnehmer sich durch ihr eigenes Verhalten bemühen sollen, ihre Chancen auf eine Anstellung so gut wie möglich zu erhöhen, sei nicht mehr zeitgemäß. Statt zu schauen, was am Arbeitsmarkt gerade gefragt sei, sei es besser, sich daran zu orientieren, was tatsächlich den eigenen Wünschen und Talenten entspricht.

Fähigkeit zur Leistung

"Es wird nicht jeder schaffen, die eigene Berufung zum Beruf zu machen", sagte Keicher. Aber es sei vernünftig, nach einem Beruf zu suchen, in dem die jeweiligen Talente weiterentwickelt werden können.

Andernfalls bestehe die Gefahr, dass Arbeitnehmer im Alltagstrott gar nicht mehr merken, in einem Beruf zu arbeiten, der sie gar nicht interessiert. Und genau das kann nach Einschätzung der Managementberaterin in Krisenzeiten dann zum Bumerang werden: Die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Leistung ließen sich nicht durchhalten, wenn sich der Betreffende nur aus Sachzwängen für eine Tätigkeit entschieden hat.

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Brüche in der Berufsbiographie

Opportunistische Entscheidungen für einen aussichtsreich erscheinenden Beruf könnten außerdem schnell überholt sein: "Man kann heute gar nicht mehr wissen, welche Berufe es in 30 oder 40 Jahren geben wird." Und die Veränderungsgeschwindigkeit werde noch zunehmen.

Wichtig sei, das als Rahmenbedingung zu akzeptieren. "Arbeitnehmer müssen sich auf Brüche und Wandel in der eigenen Berufsbiografie einstellen." Schon durch die Globalisierung nehme der Innovationszwang zu. Hinzu komme, dass das Wissen der einzelnen Arbeitnehmer eine immer kürzere Halbwertzeit habe.

Die Folge davon sei, dass Arbeitnehmer nicht mehr davon ausgehen können, bis zur Rente in ihrem ursprünglichen Beruf zu arbeiten. Ständige Weiterbildung werde wichtiger, auch die Bedeutung von Kreativität nimmt nach Überzeugung der Beraterin zu. Damit ist allerdings nicht Kreativität im künstlerischen Sinn gemeint, sondern die Fähigkeit, sich den Aufgaben im Berufsleben immer wieder mit neuen Ideen und neuen Denkansätzen zu stellen. "Kreativarbeiter"" nach diesem Verständnis könnten auch Krankenschwestern, Bäcker oder Landschaftsgärtner sein, sagte Imke Keicher.

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