Index:Und? Wie depressiv sind wir denn heute?

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Eine neue Internet-Umfrage will dem ifo-Geschäftsklima-Index Konkurrenz machen. Sie misst: Die Gemütslage der Deutschen.

Von Nicola Holzapfel

Es ist Sommer, manchmal scheint auch die Sonne und immerhin die meisten von uns haben so was wie einen Job. Das Leben in Deutschland könnte so schön sein. Wenn wir es uns nicht ständig selber mies reden würden. Und was bringt's? Noch schlechtere Laune. Hartz IV, leere Renten- und teure Krankenkassen, unterirdische Pisa-Ergebnisse und zu niedrige Geburtenraten - das macht auf Dauer depressiv. Wie sehr, zeigt uns jetzt ein Depressionsbarometer, das ehrgeizige Wissenschaftler ins Internet gestellt haben, um die Stimmungslage der Deutschen mal in Zahlen ausdrücken zu können.

"Mir geht's so schlecht, wie bin ich arm": Sind die Deutschen wirklich so depressiv wie das Barometer behauptet? (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Dafür reichen ihnen acht schnelle Fragen. Die klingen etwa so: Können wir uns noch an einer guten Fernsehsendung erfreuen? Blicken wir mit Freude in die Zukunft? Wer dummerweise gerade jetzt an Christiansen und Westerwelle denkt und vor Schreck "Nein" antwortet, steuert auf die Diagnose "Major Depression" zu. Dazu gibt's dann die Empfehlung zum Psychotherapeuten zu gehen.

Dort wird sich wohl bald ganz Deutschland treffen. Der Index des Barometers steigt und steigt und nähert sich dem Wert, wo die Wissenschaftler Anlass zu einem "Verdacht auf Depression" sehen. Was ihre Hypothese, dass unser ganzes Land an einer kollektiven Schwermut leidet, aufs schönste bestätigt.

Sie wünschen sich, dass ihr Barometer künftig neben dem Ifo-Geschäftsklima-Index zu den "wichtigsten Indikatoren der wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik" zählt. Frei nach dem Motto: Depressive kaufen nicht. Was zumindest für die eine Hälfte der Bevölkerung gar nicht stimmen kann: Frauen kurbeln bei Frust gerne die Konjunktur an, sie suchen Schuhläden auf.

Überhaupt wirft der neue Index eine Menge Fragen auf, die jede für sich genommen große Herausforderungen an die Forschung stellen: Sind Internet-Nutzer depressiver als der Rest der Bevölkerung? Brauchen wir einen Psychotherapeuten als Kanzler? Sollten Liebesdrogen an die Deutschen verteilt werden, damit sie wieder auf Wolke 7 schweben und mehr Rentenbeitragszahler produzieren?

Statt Antworten auf diese hochbrisanten Fragen bekommen die Teilnehmer am Barometer die Chance, ein Buch zu gewinnen. Der Titel: SOS Depression. Wer jetzt noch Zweifel an seiner Gemütsverfassung hat, soll halt aus dem Fenster schauen: Es könnte regnen.

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