Hochschul-Sponsoring:Hörsaal Aldi-Süd, vormals Z 09

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Der Handelskonzern sponsert einen Hörsaal der Fachhochschule Würzburg.

Pia Heinemann

Im vergangenen Semester hieß er noch schlicht Z 09. Heute trägt der größte Hörsaal der Fachhochschule Würzburg den offiziellen Namen "Hörsaal Aldi-Süd". Im Gegenzug soll er mit Geld des Lebensmittelkonzerns renoviert werden. "Wir haben grundsätzlich nichts dagegen, wenn Hochschulen sich über Drittmittel finanzieren", sagt Markus Gnad vom bayerischen Kultusministerium. "Rechtlich ist es Sache der Hochschulen. Der Sponsor darf aber natürlich inhaltlich nicht in die Lehre reinreden."

Der Geschäftsführer von Aldi-Süd in Helmstadt beteuert: Man habe nicht vor, die Lehre zu beeinflussen, sondern wolle nur eine Hochschule fördern. Mit der Fachhochschule sei vereinbart, dass Beleuchtung und Einrichtung des 300-Plätze-Hörsaals renoviert werden sollen. Unter Studenten war bereits über einen Innenanstrich in den Aldi-Süd-Farben Orange und Blau spekuliert worden. Die Gegenleistung von seiten der Hochschule bestehe aber lediglich darin, dass künftig über der Eingangstür "Hörsaal Aldi-Süd" stehe, so der Konzern-Geschäftsführer. Im Flur werde außerdem eine Werbefläche für Aldi angebracht. Die Fachhochschule war am Freitag nicht zu einer Stellungnahme bereit.

Irritierte Professoren

Auch weitere Hörsäle werden bereits von Unternehmen als Werbefläche genutzt. Allerdings sind die Hörsaalsponsoren nicht direkt mit dem Handelskonzern zu vergleichen: Die Staedtler-Stiftung, die einen Hörsaal an der Nürnberger FH sponsert, hat den Auftrag, Hochschulen zu fördern; und die Sparkasse Mainfranken regelt das Sponsoring der FH Würzburg über ihren Förderauftrag für die Kommunen. Aldi hingegen hat sich bisher nicht durch Engagement im Bildungsbereich hervorgetan. Über die Höhe der Fördersumme gibt es bisher nur Spekulationen. Im Fall der Sparkasse Mainfranken handele es sich um einen "normalen Förderbeitrag, den wir auch für örtliche Vereine aufwenden", sagt Sparkassen-Sprecher Berthold Gehrit.

An anderen Hochschulen sieht man die Aktion in Würzburg gelassen. "Solange die Dozenten nicht mit einem Logo am Hemdkragen unterrichten müssen und man den Eindruck hat, dass es nicht nur um Werbung für ein Produkt geht, kann man eigentlich nichts gegen solches Sponsoring einwenden", sagt Götz Scholz, Kanzler der Universität Mainz. In Würzburg sind die etwa 4400 Studierenden der Fachhochschule dennoch irritiert. "Hier wird viel spekuliert, weil bisher kaum Informationen kamen", sagt Andreas Bauer vom Sprecherrat.

Zum Beginn des Semesters wurde der Hörsaal in den Vorlesungsverzeichnissen nur noch als "Hörsaal Aldi-Süd, vormals Z 09" ausgewiesen. Auch die Dozenten der Fachhochschule sind skeptisch. Es sei zwar gut, dass der Hörsaal aus den 70er Jahren endlich renoviert werde. Gerade bei einem Konzern wie Aldi müsse man aber auch an das Image denken. Den Titel Aldi-Hochschule wolle man eher nicht tragen.

© SZ vom 14.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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