Girls' Day:"Auch Jungs täte so ein Tag gut"

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Am Girls' Day sollen Mädchen Technik-Berufe kennenlernen. Und was machen die Jungs? Sie sind nur in Brandenburg mit dabei.

Von Nicola Holzapfel

Der 22. April gehört den Mädchen. Bereits im vierten Jahr laden Arbeitgeber am Girls' Day Schülerinnen ein, um ihnen frauenuntypische Berufe nahe zu bringen. So wollen die Initiatoren, darunter das Bundesbildungsministerium, Mädchen dazu bringen, bei der Berufs- und Studienwahl stärker technische Berufe wie Fachinformatiker oder Mechatroniker sowie Ingenieur- und naturwissenschaftliche Studiengänge zu berücksichtigen.

Das Interesse seitens der Schülerinnen und Unternehmen ist enorm. In diesem Jahr werden mehr als 100.000 Mädchen mitmachen. Bundesweit sind mehr als 5000 Veranstaltungen geplant.

"Bei den Mädchen gibt es einen speziellen Bedarf, weil ihr Berufsspektrum wesentlich stärker eingeengt ist", sagt Waltraud Cornelißen vom Deutschen Jugendinstitut (DJI). "Aber auch den Jungs täte so ein Tag gut. Viele sind beruflich sehr unentschlossen. Dazu kommt, dass die Berufe im klassisch handwerklich-industriellen Bereich schwinden werden und der Dienstleistungbereich zulegt. Daher sind die traditionellen Berufsentscheidungen der Jungs genauso problematisch. Auch sie sollten sich breiter orientieren."

In Brandenburg fand man das auch und hat kurzerhand den Girls' Day umgetauft in "Zukunftstag für Jungen und Mädchen". Brandenburg ist bislang das einzige Bundesland, das am Girls' Day auf Gleichberechtigung setzt. "Wir sind davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist", sagt Günter Baaske, Brandenburgs Arbeits- und Gleichstellungsminister. "Man sollte den Tag nicht auf Mädchen reduzieren, sondern Jungen und Mädchen die Augen öffnen für Berufsbilder, die bislang geschlechtstypisch besetzt sind." Bereits zum zweiten Mal sind nun auch die Jungs zum Praxis-Tag eingeladen. Sie sollen vor allem soziale Berufsfelder kennen lernen. Vergangenes Jahr waren schon ein Drittel der Teilnehmer männlich. "Es geht darum, sich frühzeitig Gedanken zu machen über den Berufsweg. Sich zu fragen, in welche Richtung will ich überhaupt gehen?", sagt Baaske.

Die Idee des Girls' Day stammt aus den USA. Dort nehmen Eltern ihre Kinder an einem Tag im Jahr in die Arbeit mit, damit sie die Berufswelt kennenlernen. "Früher hatten Kinder einen stärkeren Bezug zur Arbeitswelt", sagt Jugendforscherin Cornelißen. "Heute sind die Arbeitsplätze so sehr abgeschottet von der Welt der Kinder und Jugendlichen, dass die jungen Leute gar keine Vorstellungen mehr von vielen Tätigkeiten haben."

Beim Kompetenzzentrum "Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie", das den Girls' Day organisiert, ist derzeit nicht geplant, den Tag auf die Jungs auszuweiten. Immerhin gibt es regionale Arbeitskreise sowie einzelne Pädagogen, die Programme für Jungs machen. "Da muss eine Lösung gefunden werden, weil es in den Schulen auch Probleme gibt. Die Schulen müssen klären, was sie mit den Jungs an diesem Tag machen", sagt Cornelißen vom DJI. "Es wäre die sinnvollere Konstruktion, den Tag für Jungs und Mädchen zu organisieren, so dass beide Einblicke ins Erwerbsleben gewinnen und ihr Berufsspektrum erweitern können."

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