Gar nicht exzellent:Volle Säle, frustrierte Studenten

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Sogar Stehplätze sind rar an der Münchner LMU. Obwohl sie schon vor einem Jahr zur Elite-Uni gekürt wurde, bleiben viele Probleme ungelöst.

Von Birgit Taffertshofer

So hat sich Johanna Schmidt ihr Studium an der Münchner Elite-Uni nicht vorgestellt: Seminarplätze gibt es nur per Losverfahren, in den Vorlesungen drängen sich Hunderte Studenten auf Stühlen, Fensterbänken und auf dem Fußboden, von den Wänden der Hörsäle bröckelt Putz.

Johanna Schmidt macht sich frustriert ein paar Notizen zur Pflichtliteratur. Sie werde wohl bald wieder gehen, sagt die 21-Jährige. "Das hat ja keinen Sinn." Im Hörsaal D209 sind heute selbst Stehplätze rar.

Johanna Schmidt studiert seit diesem Semester Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität. Die Uni wurde bereits vor einem Jahr zur Elite-Hochschule gekürt. 190 Millionen Euro wird sie in den fünf Förderjahren erhalten und an Renommee gewinnen, doch die Probleme der Lehre bleiben ungelöst.

Die Münchner Universität wirft ein bezeichnendes Licht auf die Situation der deutschen Hochschulen. Seit Jahren verwalten sie nur den Mangel. Es fehlen Räume, es fehlen Dozenten, es fehlen Perspektiven.

Wer jetzt zum Semesterbeginn die LMU-Gebäude betritt, gewinnt den Eindruck, hier breche der Universitätsbetrieb bald zusammen. Etwa 43.000 Studenten werden an der Münchner Hochschule unterrichtet, obwohl sie nur für 25.000 Studierende ausgelegt ist.

Anstieg der Studentenzahlen ist große Zukunftschance

Und künftig wird es noch enger werden. Allein in Bayern werden in den nächsten fünf Jahren 80.000 Studenten mehr in die Fachhochschulen und Universitäten strömen, ein Plus von gut 30 Prozent. Hinzu kommt die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge, die laut Hochschulrektorenkonferenz zwischen 15 und 25 Prozent mehr Betreuungspersonal erfordern. Ein angemessenes Investitionsprogramm fehlt bislang.

Dabei sind sich Professoren und Politiker einig, dass der Anstieg der Studentenzahlen eine der größten Zukunftschancen für Deutschland ist.

Der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Jürgen Zöllner (SPD), will zwar einen "Exzellenz-Wettbewerb für die Lehre" auf den Weg bringen. Doch sein Plan ist längst schon wieder verwässert. Die 16 Minister der Länder konnten sich bislang lediglich auf eine "Qualitätsoffensive" einigen.

Im Gespräch sind Prämien und Gütesiegel für Fachbereiche und Hochschulen, die günstige Bedingungen für gute Lehre schaffen. Diskutiert wird auch, ob man solche Konzepte zum Kriterium bei einer nächsten Ausschreibung der Exzellenzinitiative macht.

Margret Wintermantel, die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, hält wenig von solchen Ideen. Viel wichtiger sei es, dass die Hochschulen von bürokratischen Fesseln und dem Mangel an Lehrpersonal befreit werden, sagte Wintermantel.

Momentan kämen auf einen Professor mehr als 50 Studenten. Künftig sollen es nur noch 25 sein, lautet die neu formulierte Forderung der Hochschulrektorenkonferenz. Für die Münchner Hochschullehrer und Studenten klingt das wie ein Traum.

© SZ vom 17.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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