Fernstudium:BWL ist Spitzenreiter

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Welche Fernstudiengänge gibt es - und wer belegt sie?

Kirsten Seegmüller

Hinter dem Begriff "Fernstudium" verbergen sich viele Konzepte. Mal reichern staatliche Hochschulen ihre regulären Veranstaltungen mit Online-Angeboten für ihre eigenen Studenten an, mal wenden sie sich damit auch an Externe. Mal sind es private Bildungsinstitute, die mit Fernstudienprogrammen auf die Suche nach lernwilligen Kunden gehen - ihre Angebote reichen von Wochenendkursen bis zu kompletten Studiengängen.

Die virtuelle Hochschule Bayern beispielsweise ist ein Projekt von mehreren Trägerhochschulen, die Lerninhalte austauschen und dadurch Synergien nutzen.

In Baden-Württemberg organisiert eine virtuelle Hochschule Vorlesungen, die live in Präsenz-Unis übertragen werden, und stellt Lernmodule aus vielen Bereichen zur Verfügung - von Medizin über Architektur bis zu Bioinformatik und dem Fachgebiet Geoinformationssysteme.

Es gibt aber auch Hochschulen, die selbst über keinen einzigen Hörsaal verfügen wie die University of Phoenix in Arizona, an der ausschließlich virtuell studiert wird.

Nur wenige Arbeitslose sind an Fernhochschulen eingeschrieben, obwohl gerade sie Zeit für ein Vollzeitstudium hätten. Doch meist können sie die Gebühren nicht zahlen, mit einer Förderung ist nicht zu rechnen: Studiendarlehen und Meister-Bafög erhalten in Deutschland nur Präsenz-Studenten. So kann es passieren, dass jemand während des Fernstudiums arbeitslos wird und aus finanziellen Gründen abbrechen muss.

Thematisch sind die Wirtschaftswissenschaften der Dauerbrenner an Fernhochschulen - bei etwa 90 Prozent aller belegten Kurse kommt Betriebswirtschaftslehre zumindest als Nebenfach vor.

Fast überall wird ein Master of Business Administration (MBA) angeboten, der ökonomisches Fachwissen mit dem Erwerb internationaler Führungskompetenz verbindet. Wem der MBA zu allgemein ist, kann sich in vielen Wirtschaftsakademien weiter spezialisieren - etwa auf Finanzen, Telekommunikation, Marketing, E-Commerce oder Personal.

Gefragt sind auch verwandte Bereiche wie Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen. Die Fernuniversität Hagen hat den Studiengang Wirtschaftsjurist als Experiment gestartet und ist überrascht vom Erfolg.

Die Absolventen streben keine Karriere als Anwalt oder Richter an, sondern beraten Unternehmen bei der Ausarbeitung von Verträgen, im Patent-, Steuer- und Wettbewerbsrecht sowie bei Insolvenzverfahren und Entlassungen. Auf die 250 Vollzeitplätze für den so genannten Bachelor of Laws, der im Wintersemester 2003/04 erstmals angeboten wurde, haben sich fast zehnmal so viele Bewerber gemeldet. Da die meisten in Teilzeit studieren, können 450 Kandidaten aufgenommen werden.

Beliebt sind außerdem Bindestrich- und Hybrid-Studiengänge wie Medienmanagement, Logistik oder Health Care. Gerade im Gesundheits- und Pflegemanagement ist eine zunehmende Akademisierung zu beobachten - und damit eine Anpassung an internationale Gepflogenheiten. Doch therapeutische Berufe wie Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie lassen sich nicht ausschließlich am Computer unterrichten. Um direkt am Objekt - dem Kranken - zu trainieren, findet der praktische Teil in regionalen Studienzentren statt.

Anders als mit einem virtuellen Studium verhält es sich mit Qualifikationszertifikaten. Sie sind vom Arbeits- und Zeitaufwand überschaubar, denn die Seminare dauern je nach Anspruch nur wenige Tage oder Wochen. Die Zielgruppe sind Fach- und Führungskräfte, die für eine ganz bestimmte Tätigkeit Wissenslücken schließen müssen. Das kann ein Ingenieur sein, der zum Projektleiter aufsteigen soll und dazu ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) oder des Project Management Institute (PMI) benötigt. Oder ein Mitarbeiter aus dem Vertrieb soll künftig internationale Kunden ansprechen und sein Business English auffrischen.

In der IT-Branche sind Zertifikate besonders beliebt, denn damit lassen sich die technischen Skills und Erfahrungen mit Systemen und Anwendungen unterschiedlicher Hersteller leicht nachweisen.

Studiengebühren

Fast alle virtuellen Studiengänge sind kostenpflichtig. An der staatlichen Fernuniversität Hagen gilt die nordrhein-westfälische Studienkonten-Regelung, nach der nur das Grundstudium im Rahmen der Regelstudienzeit kostenfrei ist. Wer bereits ein Studium absolviert hat, zahlt pro Semester 650 Euro (Vollzeit) oder 325 Euro (Teilzeit).

An privaten Fernhochschulen wie der AKAD kostet ein zweijähriges BWL-Studium 13 440 Euro, die Prüfungsgebühren betragen 2500 Euro. Das einjährige Kompaktstudium BWL kostet 5220 Euro. Hinzu kommen 540 Euro für ein Ergänzungsfach und 510 Euro Prüfungsgebühren

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