Ferienjobs:Alles weg

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Die Jobflaute trifft auch Schüler und Studenten. Nur Bewerber mit Fachwissen haben Chancen, einen Ferienjob zu ergattern.

Die trübe Konjunktur drückt auch den Jobmarkt für Schüler und Studenten immer stärker nach unten. Geld verdienen in den bevorstehenden Ferien oder bei längerfristigen Nebenjobs ist schwer geworden, das Gerangel um freie Stellen riesig. "Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr viele junge Leute Probleme haben, eine Ferienarbeit zu ergattern", sagt Alexandra Michel vom Vermittlungsreferat der Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Nürnberg.

Von Jahr zu Jahr schlechter

"Die Lage ist schlechter als im Vorjahr", meint Marcelo Yanez von der Arbeitsvermittlung "Heinzelmännchen" beim Berliner Studentenwerk. Der Sinkflug halte jetzt schon seit vier Jahren an.

Eine Wende sei momentan nicht in Sicht. "Selbst die harten Jobs am Bau, die früher keiner wollte, bleiben jetzt nicht mehr liegen", so Yanez. Auch in München "wird im Prinzip alles angenommen, was die Firmen bieten", berichtet Christoph Meyer-Weller von der Job-Vermittlung für Studenten beim Arbeitsamt der Landeshauptstadt. Da wird um jede Stelle auf Zeit gekämpft. Nicht einmal die einst verschmähten "Ladenhüter" für magere 6,50 Euro Stundenlohn für harte Arbeit von 05.00 in der Früh bis 15.00 Uhr nachmittags seien noch frei.

Kein Student kann es sich mehr leisten, wählerisch zu sein: In München stehen 100 Bewerberanfragen gerade mal 25 bis 30 Angebote aus Unternehmen gegenüber. "Das spricht schon Bände, der Münchner Region geht es ja nicht einmal allzu schlecht", meint BA-Mitarbeiterin Michel.

Die größten Chancen, in den Schul- und Semesterferien noch eine Tätigkeit an Land zu ziehen, haben junge Menschen mit Spezialkenntnissen. Am ehesten werden Studenten und Schüler beschäftigt, "die schon was können wie Sprachen, Schreibmaschine, Sekretariatsarbeiten, Internetkenntnisse oder Anwenderprogramme im Hotelwesen", fasst Marcelo Yanez die Situation zusammen. Gern gesehen werden auch Studenten mit abgeschlossener Berufsausbildung.

Wer nichts kann, findet nichts

Die Anforderungen der Firmen an Ferien- und Semesterjobber sind gestiegen. Die Entlohnung ist dagegen gleich geblieben: Im Schnitt kann ein Abiturient oder Student etwa zehn Euro pro Stunde verdienen, je nach Branche, Region und Vorkenntnissen, weiß auch der Münchner Vermittler Meyer-Weller zu berichten.

Arbeitsangebote zu Dumpingpreisen von fünf Euro gebe es auch immer wieder, empört sich Yanez. Solche Firmen würden darauf aufmerksam gemacht, ihr Personal "eher direkt an den Gymnasien zu suchen."

Wer angesichts der Jobflaute hierzulande nach einer Ferienbeschäftigung im Ausland Ausschau hält, muss sich ebenfalls durchsetzen können. Denn auch außerhalb der deutschen Grenzen sind einige Einbrüche zu vermelden: Wer als Animateur, Reiseleiter, Bedienung oder Gästebetreuer im Tourismus arbeiten will, kommt kaum mehr unter. "Viele Hotels haben nicht geöffnet oder ihre Einsatzzeiten reduziert. Die Reisebranche hat sich bei der Rekrutierung von Personal diesmal zurückgehalten", sagt Svenja Deters von der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit in Bonn.

Ein Saisonjob als Servicekraft im Disneyland Paris dürfte noch eher zu kriegen sein. Allerdings sind solche Stellen immer heiß begehrt. Auch für Auslandsjobs gilt: Die gut Qualifizierten haben meistens eine Chance, weiß Deters. Unbezahlte Praktika im Ausland sind dagegen vergleichsweise leicht an Land zu ziehen - Konjunktur hin oder her.

(sueddeutsche.de/AP, Berrit Gräber)

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