Expertenbeitrag:Karrieremanagement in schwierigen Zeiten

Lesezeit: 3 min

Jobangebot annehmen oder absagen? Bei angespanntem Arbeitsmarkt will man vielleicht nicht zu wählerisch sein - aber kann das auf Kosten der Karriere gehen?

Bernhard Holtkamp

Karriereberater Bernhard Holtkamp antwortet auf die Frage: "Soll man bei rückläufiger Konjunktur jeden Job annehmen, egal ob er der Karriere dienlich ist oder nicht? Woran erkenne ich überhaupt, ob eine Position "gut" für meine Karriere ist?"

Zur Person Bernhard Holtkamp (Foto: N/A)

"Der Beruf begleitet den Menschen meist mehr als 40 Jahre seines Lebens. Die eigenen Gedanken und aktives Vorgehen können die berufliche und persönliche Entwicklung entscheidend beeinflussen.

Dabei stellt sich die Frage: Was ist eigentlich eine Karriere? Die Tenniserfolge von Boris Becker? Steht der Name von Deutsche Bank Chef Josef Ackermann für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn? Thomas Middelhoff? Sabine Christiansen? Xaver Hackenschmidt? Lutz Bogner? Die beiden letzten Namen sind Ihnen sicherlich nicht bekannt. Der eine ist ein grandioser Verkäufer, während der andere als Einkäufer enorme Erfolge erzielt. Und auch dabei stellt sich die Frage, was ist grandios und was ist ein enormer Erfolg?

Den Begriff der "Karriere" muss jeder für sich selbst definieren. Dabei ist meistens der Weg das Ziel.

Welchen Job ich annehme hängt von vielen Faktoren ab, wie das nachstehende Schaubild zeigt:

Wo befinde ich mich? Werde ich bereits fremdbestimmt oder kann ich noch Einfluß nehmen?

Erstellen Sie für sich eine schriftliche Standortbeschreibung mit o.g. Faktoren. Je mehr sich dabei Ihre eigene Einschätzung mit der von dritten Personen deckt, umso realistischer sehen Sie die Gegenwart!

Wenn Sie Ihren Standort bestimmt haben, sollten Sie Ihre persönliche und berufliche Zielsetzung ausarbeiten. Entwickeln Sie daraus einen Zeitplan, der Ihnen für die kommenden Jahre einen Überblick gibt, welche Veränderungen im Rahmen der inneren und äußeren Einflussfaktoren möglich sind.

Bis zu diesem Punkt ist es ein hartes Stück Arbeit. Doch die Auseinandersetzung mit sich, dem Beruf, der Familie und der Umwelt lassen viele drohende Ereignisse greifbarer und damit lösbarer werden. Handlungsalternativen - Kompromisse gegenüber dem Vorgesetzten machen, finanzielle Einbußen hinnehmen, Unterstützung durch Familienmitglieder erhalten - eröffnen mehr Spielraum und Sie können dadurch auch auf drohende Veränderungen mit der notwendigen Übersicht reagieren.

Wer ein Ziel hat und - vor allem - davon überzeugt ist, der wird Mittel und Wege finden, es mit oder ohne Umwege erfolgreich zu erreichen.

Es kommt vor allem auf die eigenen verfügbaren Mittel und die Zielsetzung an sowie auf die Bereitschaft Konsequenzen zu tragen (Mehrbelastung, finanzielle Einbußen, Weiterbildung in der Abendzeit etc.).

Es gibt zahllose Karrieren, die nur durch o.g. Grundsatz definiert sind! Eine erfolgreiche Karriere ist nicht nur eine Frage der Geradlinigkeit eines Lebensweges, sondern vielmehr eine Sache der Entschlossenheit und des Erkennens der eigenen Stärken und Schwächen. Man muss sich wohlfühlen und damit ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln.

Kurzfristige Abweichungen stellen kein unüberwindbares Hindernis dar. Sicherlich gibt es heute immer noch Unternehmen, die bei ihren Bewerbern einen besonderen Wert auf hohe Kontinuität legen. Ein Garant für Spitzenleistungen ist dies jedoch auf keinen Fall.

Ob eine Handlungsalternative, die durch äußere Faktoren erzwungen wird, der Karriere dienlich ist, hängt im wesentlichen von der eigenen Flexibilität und Zielsetzung ab.

Ein Formel-I Weltmeister wird in seiner Laufbahn nicht nur erfolgreiche Rennen bestreiten können. Es kommt entscheidend auf die Fähigkeit an, immer wieder mit neuem Elan die eigenen Fähigkeiten, also Stärken, zur Geltung zu bringen. In der Konsequenz kann jedoch nur einer pro Jahr diese Weltmeisterschaft erringen. Ist der Zehntplatzierte etwa ein Versager? Hat er keine Karriere gemacht? Ob die Antwort ja oder nein lautet hängt von der Zielsetzung des Fahrers oder seines Rennstalls ab und davon inwieweit äußere Einflussfaktoren realistisch beachtet worden sind.

Fazit:Die Frage, ob bzw. wann ein Job der Karriere dient, hängt wesentlich davon ab, was man selbst daraus macht. Wahrnehmungen oder Klassifizierungen Dritter können das mit beeinflussen - manchmal manipulieren sie sogar den Fragesteller und werden dann auch entscheidend.

Nicht Aktionismus, sondern aktives, zielgerichtetes Handeln sollte bei der Entscheidung für oder gegen eine Position im Vordergrund stehen.

Sie haben es in der Hand - der Schlüssel zu Ihrem Erfolg sind nur Sie selbst!"

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