Englisch für die Jobsuche:Was macht eigentlich ein Multimedia-Producer?

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Ein Multimedia-Producer setzt Projekte um, die aus Audio-, Video- und Grafikanteilen bestehen. Jobs gibt es beispielsweise in Agenturen und Softwareunternehmen.

Sylvia Englert

(SZ vom 21.3.2000) Ein "Amiga" war seine Einstiegsdroge. Während der Ausbildung als Druckvorlagenhersteller und seiner Jobs in Werbeagenturen blieb Arné Michels dem Design am Computer treu, und als Multimedia und Internet am Horizont auftauchten, war er dabei. Seit 1996 führt er als Multimedia-Producer seine eigene kleine Agentur in Köln und kann auf Projekte wie eine CD-ROM zur Comedy-Show "RTL Samstag Nacht", einen virtuellem Studiorundgang durch eine Produktionsfirma und ein Dutzend Internetauftritte für Firmen zurückblicken.

Schnelle Umsetzung

Ein Multimedia-Producer setzt Projekte, die aus Audio-, Video- und Grafikanteilen bestehen, gemeinsam mit einem Team aus Programmierern und Designern um. Das Trägermedium spielt dabei keine Rolle und kann in Zukunft auch eine Digital Versatile Disc (DVD) sein. Meist betreut er das Vorhaben von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt. "Wir haben unsere Ideen abgesprochen, dann habe ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt und überlegt, was auf den Seiten drauf sein soll, wie die Buttons aussehen sollen", beschreibt Michels seinen neuen Auftrag, die Internetpräsenz einer Galerie. Auf dem Papier zeichnet er auf, wie die Seiten verknüpft sein sollen, dann erstellt er selbst oder in Zusammenarbeit mit einem anderen Grafiker Entwürfe auf einem Laptop und präsentiert sie dem Kunden. Stehen Design und Inhalte, kommen die Programmierer ins Spiel und optimieren das Projekt.

Beim neuen Internet-Buchhändler Booxtra verbringt ein Multimedia-Producer etwa die Hälfte des Tages in Meetings, die andere Hälfte vor dem Bildschirm. "Öfter mal zu surfen, um neue Ideen zu sammeln, gehört auch zum Job. Mit etwas Glück findet man im Internet eine gute Lösung, die auch noch leicht umzusetzen ist", erklärt Booxtra-Chef Klaus Driever. "Wir hatten neulich den Einfall, Hörproben zu den Büchern einzubinden. Der Producer muss dann wissen, wie das geht." In diesem Job sieht man sehr schnell Ergebnisse: Fertige Seiten oder Angebote stehen schon am nächsten Tag im Netz.

Gefragte Fachkräfte

Man findet die Dienstleister des Internet-Zeitalters vor allem in Agenturen, aber auch bei E-Commerce-Firmen, Softwareunternehmen und Sendern. Allerdings nur, wenn die Arbeitgeber bei der Personalsuche erfolgreich waren: "Es gibt kaum qualifizierte Leute dafür", klagt Driever. Seine Stellenanzeige für einen Multimedia-Producer glänzt durch Kürze: "Handwerk gelernt, Trendscout, neugierig und mutig." Dahinter verbergen sich Anforderungen in den Bereichen Grafik/Screen-Design, Programmieren und Projektmanagement. Wie das Wissen erworben worden ist, interessiert niemanden, auch Autodidakten mit Erfahrung sind gefragt. Es gibt mittlerweile jedoch viele Lehr- und Studiengänge im Bereich Multimedia, beispielsweise an der FH Augsburg oder bei der Silicon Studio Academy in Berlin - ein Ableger des traditionsreichen Instituts für technische Weiterbildung (ITW). Auch zahlreiche private Organisationen, die sich dazu berufen fühlen, bieten an, hoffnungsvolle Kandidaten in einem Multimediaberuf eigener Definition fit zu machen. Ein Wildwuchs, dem der Deutsche Multimedia-Verband (dmmv), durch einen Katalog der Mindest-Ausbildungsinhalte zu begegnen hofft.

Viele Namen für einen Beruf

"Offiziell" gibt es den Job des Producers übrigens nicht, denn laut dmmv haben sich als Berufsfelder Multimedia-Programmierer, -Projektmanager, -Konzeptioner und -Designer herauskristallisiert. Was nichts daran ändert, dass Unternehmen in ihren Stellenanzeigen vorerst unverändert weiter nach Multimedia- oder Internet-Producern verlangen.

Das Einstiegsgehalt liegt je nach Erfahrung bei 60.000 bis 90.000 Mark im Jahr, überdurchschnittliches Engagement gilt als selbstverständlich. Obwohl Telearbeit im Bereich Multimedia theoretisch möglich wäre, kommt sie bei Producern in der Praxis kaum vor: "Früher dachte ich, klasse, mit ISDN kann ich mich in Portugal an den Strand setzen und von dort aus arbeiten, aber das funktioniert noch nicht so", sagt Arné Michels, "man braucht die Infrastruktur, und man muss in der Nähe der Kunden sein."

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