Elite-Universitäten:Überraschend viele Hochschulen ausgezeichnet

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Mit sechs Universitäten siegten in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative viel mehr Hochschulen als im ersten Durchgang. Deshalb erhält nun jeder Standort weniger Geld als geplant.

B. Taffertshofer

Sieger waren am Freitag vor allem die Universitäten in Baden-Württemberg. Sowohl Heidelberg als auch die Universitäten in Freiburg und Konstanz wurden ausgezeichnet. Außerdem setzten sich Aachen, Göttingen und die Freie Universität Berlin durch. Bochum und die Berliner Humboldt-Universität scheiterten im Finale. Aus Ostdeutschland schaffte es keine Universität an die Spitze.

Die Gewinner wurden von einem Ausschuss ausgewählt, dem Vertreter der Wissenschaft sowie die zuständigen Minister von Bund und Ländern angehörten. Die Entscheidung fiel ohne Gegenstimmen, lediglich bei umstrittenen Kandidaten wie Göttingen gab es Enthaltungen.

In Wissenschaftskreisen löste die Vielzahl der bewilligten Anträge Erstaunen aus. Während die Gutachter des Wissenschaftsrats und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in der ersten Runde der "Exzellenzinitiative" im vergangenen Jahr keine Diskussion über ihre Elite-Kandidaten zuließen, zeigten sie sich diesmal offener für die Vorschläge der Politiker.

"Letztes Jahr war es eine wissenschaftliche Entscheidung, in diesem Jahr eine politische", sagte Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU). Im vergangenen Jahr hatten mehrere Ministern beklagt, dass Universitäten im Norden und im Osten übergangen worden seien.

Verlierer sind die ostdeutschen Hochschulen

"Die Exzellenzinitiative schreibt Wissenschaftsgeschichte in Deutschland", sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Die CDU-Politikerin lobte die Bandbreite der prämierten Konzepte. Es seien alte und neue, kleine und große Universitäten zum Zuge gekommen. Ein Viertel der bewilligten Anträge stammte zudem aus den Geisteswissenschaften.

Außer den Elite-Unis wurden auch Graduiertenschulen für die Ausbildung von Doktoranden sowie "Exzellenzcluster" ausgezeichnet, in denen Universitäten und außeruniversitäre Partner zusammenarbeiten. In beiden Kategorien stehen ebenfalls die baden-württembergischen Universitäten mit fünf Graduiertenschulen und vier Clustern an der Spitze, gefolgt von Berlin und Nordrhein-Westfalen. Verlierer sind auch hier die ostdeutschen Hochschulen.

Schavan, die Länderminister und die Wissenschaftler sprachen sich dafür aus, die Exzellenzinitiative nach 2011 weiterzuführen. Die neuen sechs deutschen Elite-Hochschulen erhalten bis dahin jährlich zwischen sieben und 13 Millionen Euro.

Die Mittel für die einzelnen Projekte sollen jedoch um15 Prozent geringer ausfallen als zunächst geplant. "Wir haben uns entschlossen, die Bewilligungssummen in allen Förderlinien pauschal um rund 15 Prozent zu kürzen", sagte DFG-Präsident Matthias Kleiner. Dadurch sei es möglich gewesen, mehr Anträge zu bewilligen. Dies sei wegen der Vielzahl guter Anträge notwendig gewesen, hieß es aus dem Wissenschaftsrat.

1,9 Milliarden Euro bis 2011

Betroffen von der Kürzung der Fördermittel sind auch die im Vorjahr bewilligten Konzepte und Forschungsvorhaben. In München löste diese Entscheidung Kritik aus. Der Präsident der TU München, Wolfgang Herrmann, sagte der Süddeutschen Zeitung, er sehe für eine nachträgliche Kürzung keine Rechtsgrundlage. "Für uns ist rechtsverbindlich, was in unserem Bewilligungsbescheid steht", betonte er. Wenn die Universitäten die Leistung erbringen sollen, müssten die Geldgeber auch das versprochene Geld bereitstellen, sagte Herrmann.

Für die Exzellenzinitiative stehen bis 2011 insgesamt 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung, von denen der Bund 75 Prozent und die Länder 25 Prozent tragen. In der ersten Wettbewerbsrunde wurde bereits ein Fördervolumen von 873 Millionen Euro bewilligt, das vor allem nach Bayern und Baden-Württemberg floss. In einer ersten Auswahlrunde waren im Oktober 2006 bereits drei Elite-Universitäten gekürt worden: die TU und LMU München sowie die Technische Hochschule Karlsruhe.

© SZ vom 20.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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