Die Antragstellung:Geld sucht Empfänger

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BAföG hat ein schlechtes Image. Nur 60 Prozent der BAföG-Berechtigten stellen überhaupt einen Antrag.

Jan Friedmann

"Wieviel dürfen meine Eltern verdienen, damit ich BAföG bekomme?" und "Kann ich nebenher jobben?" Das sind nach Auskunft von BAföG-Ämtern und Studierendenvertretungen die häufigsten Fragen von Studenten. "Wir werden aber auch von Erstsemestern bestürmt, die von BAföG überhaupt keine Ahnung haben", erzählt Sandro Zeuner vom Sozialreferat des Asta Siegen. Der Leiter des Deutschen Studentenwerkes, Dieter Schäferbarthold, konstatiert gar eine "katastrophale Informationslage".

Studenten in einer Vorlesung (Foto: N/A)

Dadurch sitzen die Studentenwerke auf BAföG-Mitteln, die sie nicht an den Student und die Studentin bringen können.

"Wir wollen das Geld ausgeben", sagt Martin Ruoff, Leiter des Amtes für Ausbildungsförderung des Konstanzer Studentenwerkes.

Dabei stoßen die Ämter auf viel Desinteresse: "BAföG hat ein schlechtes Image", stellt Ruoff fest. "Jahrelang wurden Mini-Reformen als der große Wurf verkauft."

Zudem seien viele Familien nicht bereit, die BAföG-Rückzahlung als Investition in die Zukunft zu verstehen.

Aufschlussreicher Pilotversuch

Das Studentenwerk Konstanz griff zu einem ungewöhnlichen Mittel, um die Studierenden zur Antragstellung zu bewegen: Im Wintersemester 2000/2001 schickte das Studentenwerk Konstanz allen Studienanfängern der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten einen formlosen BAföG-Antrag zu. "Das ersparte den Studenten nicht, den vollständigen Antrag auszufüllen, mit allen Anlagen. Aber wenigstens hatten wir den Kontakt hergestellt und die Studierenden in die Sprechstunden geholt", erzählt Ruoff.

Mit durchschlagendem Erfolg: Die Zahl der Anträge bei den Erstsemestern der FH Ravensburg-Weingarten stieg von 140 im Vorjahr auf 223. Und noch wichtiger: Die Zahl der Ablehnungen lag im normalen Bereich. Diese Zahlen deuten an, wieviel Geld nicht beantragt wird." Vor allem im Bereich der niedrigen Sätze zwischen 200 und 300 Mark war der Anstieg eklatant", sagt Ruoff.

Ruoffs Lehre aus dem Versuch: "Es muss schnell und unbürokratisch gehen. Und wir müssen den Studierenden klar machen, dass BAföG keine Bittsteller-Geschichte ist." Das Motto der Konstanzer Pilotaktion lautete deshalb: "Verschenken Sie kein Geld!"

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